Mittwoch, 22. Mai 2013

Die Reise ins rote Zentrum


29.4. – 5.5.2013


Bevor wir uns heut auf den Weg ins Herz Australiens machten, richteten wir Platz für unseren Benzinkanister auf dem Dach ein. Dies war eine nötige Vorkehrung die wir zu treffen hatten, da die Abstände zwischen den Städten nun um ein vielfaches größer wurden. Ich rede hier nicht von den sonst schon großen Abständen bis zu 100 km sondern von Abständen bis zu knapp 400 km! Man musste seinen Trip ins Outback genau planen, um sicher und ohne Probleme an seinem Ziel anzukommen.


Wenn man jedoch immer auf dem Highway bleibt findet man hier und da schon mal eine Tankstelle. Unser erstes Reiseziel war Charters Towers, eine reiche Minenstadt hinter der Great Dividing Range. Jedoch trennten uns 400 km Hwy durch immer trockener werdende Savanne von ihr. Die meisten oder anscheinend alle Backpacker entschieden sich nach dem sie die Atherton Tablelands hinter sich gelassen hatten, dafür wieder zurück zur Küste nach Townsville zu fahren, um von dort aus nach Charter Towers zu gelangen. Damit will ich sagen, dass wir auf dieser 400 km langen Straße so ziemlich allein waren. Stündlich kam einem mal ein Roadtrain mit bis zu drei Anhängern entgegen, denen man ausweichen musste, um nicht als Mittagsessen der hiesigen Adler zu enden.



Die Fahrt dauerte eine halbe Ewigkeit, da es nicht wirklich was zu sehen gab. Soweit das Auge reichte gab es nur Savanne. Ab und zu grasten Kuhherden, Pferde oder sogar Kamele an den Straßen. Nicht nur daran merkte man, dass man im Outback war, sondern auch daran, das sich die Erde langsam rot färbte, was so ziemlich das markanteste am Outback war. Als wir in Charters Towers ankamen bemerkten wir, dass die Stadt kleiner war als wir dachten, von daher gab es hier nicht so viel zu sehen. Nun führte uns der Highway geradewegs in Richtung Westen.  Vor uns lagen über 2000 km Straße, welche wir abzufahren hatten. Doch kurz nach Charters Towers suchten wir uns erst einmal einen Rastplatz auf dem wir übernachten konnten.

Wir brachen zum Sonnenaufgang auf, denn wir hatten einen langen Tag vor uns. Wir wollten auf einen Rastplatz hinter der über 700 km entfernten Stadt Mount Isa. Nicht lange nach unserem Aufbruch offenbarte uns ein Wahnsinns Ausblick direkt am Hwy. Doch wir hatten keine Zeit hier lange zu verweilen also fuhren wir weiter westwärts. Irgendwann verschwanden auch die Wälder und überall gab es nur trockenes Grasland. Die Sonne prasselte von oben herab und ließ die Straße am Horizont in einem schimmernden Spiegel verschwinden, welcher den blauen Himmel reflektierte. Trotz, dass wir uns gerade im Herbst befanden, war es unglaublich heiß und nur der Fahrtwind kühlte ein wenig ab. Aller 200 km kam man an einer kleinen Ortschaft an, welche aus nicht mehr als maximal 10 Häusern bestand. „Wie kann man hier leben?“ fragten wir uns. Umso weiter westlich wir fuhren, desto höher wurden die Spritpreise und so kam es vor das wir dann schon mal für 1,80$/l tankten. Wir fuhren den ganzen Tag durch und kamen schließlich zum Sonnenuntergang im bergigen Mt. Isa an. Es war schon ziemlich beeindruckend wie die ohnehin schon roten Berge im Sonnenuntergang anfingen zu glühen. In mitten dieser ragte eine riesige Fabrik über die Stadt, wie wir es in Australien noch nicht gesehen hatten. Mt. Isa war die erste größere Stadt die wir zu Gesicht bekamen, doch sie bei weitem nicht so einladend wie manch andere Städte also ging unsere Fahrt direkt weiter zum 80 km entfernten Rastplatz. Hier trafen wir ein Gruppe von Backpackern, insgesamt 6 und davon 4 Deutsche, welche allesamt in einem kleinen Campervan reisten. Das war für uns ein Rätsel, zumal in dem Van nur 3 Sitzplätze existierten, bereits eine kleine Küche im hinteren Teil des Wagens eingebaut war und das Gepäck der 6 Leute ebenfalls noch im Innenraum verstaut werden musste. Von Sicherheit konnte man hier also nicht reden. Mittlerweile war es auch schon Dunkel und die Fliegen, welche versuchten einem in Nase, Mund und Augen zu fliegen, wurden ebenfalls unerträglicher. So entschieden wir uns schlafen zu gehen, um fit für den nächsten Tag zu sein.

Wie jeden Morgen standen wir noch vor Sonnenaufgang auf, um fahrbereit zu sein sobald es hell ist. Der heutige Zwischenstopp war außerdem auch eins der Hauptreiseziele im Outback, die Devils Marbles! Zudem überschritten wir heute ungefähr 100 km westlich unseres Nachtlagers die Grenze zum Northern Territory. Das war zwar ein riesiger Staat aber hatte vergleichsweiße nur eine Handvoll Bevölkerung. Im Wesentlichen bestand der Staat aus dem Stuart Hwy welcher Alice Springs, im Süden und Darwin im Norden verband. Pünktlich zum Sonnenuntergang und nach mehr als acht Stunden Fahrt kamen wir an den Devils Marbles an. Wir standen vor einer Anhäufung von verschiedensten Gesteinsformationen. Hier lagen riesige kugelförmige Steine aufeinander und balancierten sich mysteriöserweise aus. Das Highlight der ganzen Sache war, wenn die Steine von den letzten Strahlen des Sonnenuntergangs angeleuchtet wurden und anfingen feuerrot zu glühen.




Wie jeden Tag endete unsere Reise mit dem Einbruch der Dunkelheit, welche aufgrund der Zeitverschiebung hier aber erst eine halbe Stunde später war.

Heute sollten wir unser Ziel Alice Springs erreichen. Je näher man sich dem roten Zentrum näherte, so röter wurde die Erde und so trockener wurde die Hitze. Selbst der Fahrtwind war nun warm. Das Autofahren an sich war nicht einfach. Man musste versuchen sich bei solchen Temperaturen zu konzentrieren, besonders da es Streckenabschnitte gab auf denen man bis zu 70 km lang nur gerade aus fuhr. Auch wenn einem Roadtrains entgegenkamen, welche mittlerweile bis zu vier riesige Anhänger transportierten und Längen bis zu 54 m erreichten, musste man aufpassen, da der Sog das Auto hin und her drückte. Ja, ob man es glaubt oder nicht, es war super anstrengend im Outback Auto zu fahren. Nach 400 km kamen wir in Alice Springs an, welches vergleichsweiße eine sehr moderne Stadt war.


Es war nachdem wir Tagelang durch die rote Savanne Australiens gefahren sind eine absolute Oase, mit grünen Parks, Palmen und Pools.  Das ging nicht nur uns so, sondern auch den anderen Backpackern und Aborigines. Das machte Alice zu einer richtig belebten Stadt. Besonders Aborigines sah man überall und trauriger Weiße bestätigte sich hier das was man über sie sagte. Alt und Jung standen vor den Bottleshops in großen Scharen an, um sich Alkohol zu kaufen. Sie lieben ihren Alkohol, doch leider vertragen eigentlich gar nicht und werden dann aggressiv. Dadurch kam es in der Vergangenheit zu vielen Zwischenfällen, welche ein schlechtes Licht auf das Volk der Aborigines warfen. Deshalb redeten auch viele Australier sehr schlecht über sie. Naja wie dem auch sei, wir suchten uns einen geeigneten Caravanpark und fanden einen außerordentlich schönen und gemütlichen Park. Das erste was uns direkt ins Auge fiel war der Swimmingpool. Es dauert nicht lange bis wir in den Pool sprangen und uns unsere verdiente Erfrischung holten. Wir konnten nicht genug von bekommen und entspannten so den restlichen Tag hier.

Unser heutiger Trip sollte uns zum sagenumwobenen Uluru, auch bekannt als Ayers Rock, dem wohl bekanntesten Berg in Australien führen. Wir hatten wieder 400 km Fahrt vor uns und bei der Hälfte konnte man wieder zusehen wie sich die Umgebung änderte. Die trockene Savanne verschwand mehr und mehr und alles was zurück blieb waren rote Sanddünen.


Wenn man genau hinschaute, konnte man ab und zu auch ausgeschlachtete und verbrannte Autowracks sehen. Wir kamen schließlich in Yulara, einem kleinem Ort direkt am Ayers Rock, an. Doch wie sich herausstellte, wurden dieser zu einem riesigen, stadtähnlichen Resort aufgebaut. Hier gab es alles was man wollte. Billige Hotels, Fünf-Sterne-Hotels, riesige Campinganlagen, Tankstellen, Bars, eine Shoppingmeile und so weiter. Wir waren mitten im Nirgendwo und standen in diesem riesigen Resort. Alles schien etwas unwirklich. Eigentlich wollten wir fahren hier her fahren, ein paar Fotos machen und in einer kostenlosen Overnight Rest Area schlafen, doch FALSCH! Campen außerhalb des Resorts war hier strikt verboten. Nachdem der erste Kulturschock also verdaut war, ging es direkt weiter zum Uluru Nationalpark. Am Eingang des NP’s hatten sie ein großes Pförtnerhäusel hin gezimmert und verlangten nochmal 25$ pro Person. „Was zur Hölle?!“ dachten wir uns. Ich mein, uns war es das Geld absolut wert aber wir hatten nicht damit gerechnet. Es wurde immer davon geredet, wie heilig dieser Berg ist und das er einen unschätzbaren spirituellen und kulturellen Wert hat aber nun versuchten sie so viel Geld wie möglich aus dem Ding herauszuschlagen. Und es riss nicht ab. Man hatte sogar die Möglichkeit den Berg zu besteigen. Der Aufstieg war für jedermann zugänglich, dennoch wurde gleichzeitig darum gebeten den Berg nicht zu besteigen, da es nicht Sinn und Zweck der Sache wäre. Ich glaub das war ein typischer Fall dafür, wenn der Tourismus schief geht. Wie auch immer. Der Nationalpark hatte zwei größere Attraktionen zu bieten. Zum einem der Ayers Rock, welcher in nächster Nähe war und zum anderen die Kjata-Tuta, auch bekannt als Olgas, eine große, verrückt aussehende Sandsteinformation. Wir entschieden uns als erste zu diesen zu fahren um zum Sonnenuntergang beim Uluru zu sein. Schon auf dem Weg zu den Olgas konnte man sehen wie riesig und beeindruckend sie sind.


 Nach 40km kamen wir an und kamen aus dem Staunen nicht heraus. Es war gigantisch und schien absolut unreal. Man konnte hier auf diversen Wanderwegen die Täler erkunden und ein bisschen klettern gehen. Wir waren höchstmotiviert, bis wir aus dem Auto ausstiegen. Sobald man an der frischen Luft war, hatte man sofort eine Ladung Fliegen im Gesicht, die es sich in der Nase oder dem Mund bequem machen wollten. Davon ließen wir uns aber nicht unterkriegen und auch nicht von der prasselnden Sonne, welche uns in Sekundenschnelle am ganzen Körper schwitzen ließ. Die Wanderwege hatten es teilweise in sich aber dafür lohnten sich die Ausblicke umso mehr.



Nach knapp 2 Stunden wandern ging es zurück zum Ayers Rock. Hier gab es direkt einen „Sonnenuntergangsparkplatz“. Wir suchten uns ein Plätzchen von wo wir einen guten Blick auf das bevorstehende Spektakel hatten. Umso näher der Sonnenuntergang rückte, desto voller wurde der Parkplatz. Überall stellten Leute ihre Kameras auf, setzten sich auf die Dächer ihrer Autos und warteten. Als die Sonne dann langsam hinterm Horizont verschwand und der Himmel sich rot färbte begann der Uluru seine Farben zu ändern. Er leuchtete in einem grellen Orange bis Rot, welches noch greller wirkte, als die umliegende Buschlandschaft nicht mehr von der Sonne angestrahlt wurde. Es war wirklich ein wunderschönes Farbenspiel. Es war wie als würde man ins lodernde Feuer schauen, es versetzte einen total in Trance.



Wir blieben solange bis die ersten Sterne sich über dem Berg zeigten, mussten dann aber auch schon los, da der Park gegen Sieben schloss. So ging es zurück zu dem komplett überfüllten Campingplatz.

Am nächsten Tag wollten wir nochmal von unserem Ticket, welches drei Tage gültig war, Gebrauch machen und fuhren direkt zum Fuße des Ayers Rock. Dort hatte man die Gelegenheit einmal direkt um den Berg drum herum zu laufen. Da das allerdings 3-4 Stunden dauern würde und wir die Zeit nicht hatten, entschieden wir uns nur bis zur Hälfte zum Wasserloch zu laufen. Auf dem Weg offenbarte sich eine ganze andere Seite des Berges. Der von weitem so makellos aussehende Uluru hatte überall Löcher und Höhlen. Hier hatte das Wetter über die Jahrhunderte gute Arbeit geleistet. Der Regen spülte riesige Gesteinsbrocken aus dem ohnehin schon porösen Sandstein heraus. Teilweise sah er aus wie ein Schweizer Käse. Das Wasserloch war wie eine kleine Oase direkt am Fuße des Berges in einem kleinenTal versteckt. Jedoch konnte man nicht baden gehen sondern nur Fotos machen.



Teilweise gab es sogar Streckenabschnitte auf dem man noch nicht einmal Fotos schießen durfte, da diese spirituell empfindlichen Orte nirgendswo anders auf der Welt gesehen werden durften. Verrückte Sache! Nach diesem 2 Stunden Spaziergang setzten wir uns wieder ins Auto und fuhren den ganzen Weg zurück nach Alice Springs.

Der nächste Tag sollte der letzte in Alice Springs sein und wir setzten unsere Reise durch das rote Zentrum fort. Das neue Ziel war Darwin. Das hieß wir mussten den Stuart Hwy bis komplett nach oben, an die Spitze des Northern Territory fahren, was ein verdammt langer Weg war.

 

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