Mittwoch, 24. April 2013

Wer Sturm sät wird Nüsse ernten

12.03.- 15.04.2013

Nach monatelanger harter Arbeit an der Anlage, der Bewässerung und der Pflege der Bäume war es nun soweit, die Ernte konnte beginnen. Es gab noch ein paar Kleinigkeiten, die jeder zu erledigen hatte. Ich schweißte die letzten Bleche zusammen, Steffi versprühte Pestizide oder mähte schon einmal zwischen den Baumreihen und die anderen Mitarbeiter rüsteten Traktoren zu Erntemaschinen um oder holten die letzten größeren Äste aus den Blöcken. Alle waren voll eingespannt und so langsam wurde es stressig. 




Eines Morgens gab Darryl dann den Startschuss, alle waren ziemlich angespannt, denn immerhin gab es einen Ruf zu verlieren. Darryls Farm brachte am meisten Nüsse und das trotz der ältesten Ausrüstung. Zudem hatten wir die Anlage ja komplett umgerüstet somit wusste keiner ob sie funktionieren würde und welche Problemchen letztendlich noch auftreten würden.  Im Grunde genommen war die „Dehusking Shed“, so wurde die Anlage genannt, eine Filteranlage. Da die Erntemaschine auch Steine, Äste, Gras, etc. aufließ, mussten die Nüsse vom Rest getrennt werden. Über verschiedene Förderbänder gelangte das Saatgut zu Stationen, an denen zunächst die größeren Äste und dichteres Gras aussortiert wurden und dann durch diverse Turbinen, das kleinere, leichtere Zeug hinaus geblasen wurde. Allerdings blieben selbst danach des Öfteren kleinere Steine oder Stöcke drin. So musste also ein weiterer Zwischenschritt, das per Hand aussortieren an einem Fließband, eingefügt werden. Der letzte Prozess bestand darin die Nüsse von ihrer äußeren Hülle zu trennen. Auch das geschah durch eine speziell angefertigte Maschine. Danach waren die Nüsse zu den Silos transportiert und gelagert bis der LKW kam um alles abzuholen.




 Als Johno das erste Mal mit einer großen Ladung Nüsse ankam und diese in die Anlage schüttete, sahen wir, dass sich unsere harte Arbeit ausgezahlt hatte. Die Nüsse gingen fast ohne Probleme durch und landeten in den zwei Silos, welche jeweils 40 Tonnen fassten. Klar gab es kleinere Probleme, diese waren aber leicht zu beheben. Allerdings währte unser Glück nicht lang. Plötzlich tauchten jedes Mal an anderen Stellendes gesamten Ernteablaufs Probleme auf. Entweder hatte die Erntemaschine einen Platten oder die Traktoren funktionierten nicht richtig. Es gab überall was zu reparieren und die Anspannung stieg. Es ging einfach nicht voran und wenn wir dann doch bereit waren regnete es wieder tagelang, sodass wir wieder warten mussten, dass alles getrocknet war. So  gingen viele Tage ins Land, ohne das nur eine Nuss durch die Anlage ging.Doch wir arbeiteten weiter und weiter bis langsam alles anfing ohne Probleme zu funktionieren. Mit der Zeit bekamen wir einen Rhythmus in die ganze Sache und tatsächlich füllten sich langsam die Silos. Eines Morgens kam Darryl zu mir und sagte: Du hast genug geschweißt, ich setz dich heut in den Traktor!“  Endlich war es soweit. Ich hatte schon vor Monaten eine Einweisung bekommen aber bekam nie die Chance zu fahren. Ich war zugegebener Maßen ein wenig aufgeregt, immerhin musste ich mit einer  500.000$ Maschine durch die so schon engen Baumreihen eiern. Meine Aufgabe war es in den Blöcken zu mähen, sodass die Erntemaschinen die Nüsse auflesen konnten. Darryl fuhr die ersten zwei Reihen mit, erklärte mir alles Notwendige und ab ging die Post. Es war an sich nicht schwer, denn in den hochmodernen Traktoren brauchte man mittlerweile nur noch ein paar Knöpfe betätigen und Schalter umlegen. Zudem hatte ich Radio und Klimaanlage, mir ging es definitiv besser als anderen wie zum Beispiel Steffi. Sie wurde mittlerweile auch neu eingeteilt, hatte jedoch nicht so viel Glück. Sie musste zusammen mit Veeanna, Darryls Tochter,  am Fließband arbeiten. Klingt an sich nicht schwer aber es war harte und körperlich anstrengende Arbeit, welche man am Ende des Tages am ganzen Körper spürte. Über die Wochen hin pegelte sich langsam unser neuer Arbeitsalltag ein. Früh wurde ich zum Schweißen verdonnert und nachmittags saß ich im Traktor. Steffi dagegen war morgens unterwegs in den Blöcken, um diverse Arbeiten zu erledigen und wurde nachmittags zur Fließbandarbeit verdonnert. Mittlerweile lief eigentlich alles ziemlich rund, doch laut Darryl waren wir immer noch hinter her und so fragte er eine Handvoll Leute, ob sie für ihn am Osterwochenende arbeiten würden. Eigentlich war es ziemlich gewagt von Darryl diese Frage einen Tag vor Ostern zu stellen, denn normalerweise pflegen Australier da eine kleine Weltreise zu unternehmen. Jeder fiebert auf dieses Wochenende hin, um mit Familie und Anhang durch halb Australien zu tuckern und campen zu gehen. Trotzdem ging Darryl Strategie letztlich auf und er hatte für Freitag und Samstag  7 hochmotivierte Arbeiter zur Verfügung, uns eingeschlossen. Die zwei Tage liefen auch wirklich wie am Schnürchen. Wir fuhren direkt vor den Erntemaschinen her, während ich die Reihen grob mit meinem Traktor mähte und Steffi hinter mir mit ihrem Ferris herfuhr, um den Feinschnitt zu machen. Umso gründlicher wir dabei waren, desto leichter hatten es die Erntemaschinen und die Leute am Fließband. Allein an den zwei Tagen hatten wir insgesamt um die 30 Tonnen Nüsse geerntet und somit die Silos gefüllt. Das war um Längen mehr als wir bisher geerntet hatten. Damit hatten wir anscheinend einen guten Vorsprung im Vergleich zum Vorjahr erarbeitet und nahmen somit erst mal den Druck von Darryls Schultern.
Unser Osterwochenende bestand bis dahin also größtenteils nur aus Arbeiten aber  jetzt sollte es besser werden. Johno hatte uns zu sich nach Hause eingeladen, um bei einem leckeren australischen BBQ mal richtig einen zu heben. So ging es Sonntagnachmittag mit einer Kühlbox voller Alkohol, unter anderem mit Jägermeister (!!!) zu Johno’s. Wir standen zunächst aber vor einem Problem. Sein Grundstück zu finden stellte sich als schwerer heraus als wir dachten. Er lebte nur 7 Kilometer nördlich der Farm und er meinte sogar, dass wir schon mal daran vorbei gefahren wären. Jedenfalls schafften wir es uns so richtig schön zu verfahren und als wir versuchten ihn zu erreichen hatte er keinen Empfang. Wir gurkten 45 Minuten durch den Busch bis wir endlich bei ihm ankamen und waren sofort ziemlich beeindruckt von seinem Grundstück. Meiner Meinung war es ein absolutes Traumgrundstück. Man fuhr zunächst durch dichten Wald und kam nach 5 Minuten auf eine riesige Lichtung mit einer Anhöhe direkt in der Mitte auf der sein Haus stand. Er hatte einen eigenen See und seine Pferde sowie Kühe rannten hier frei herum. Ich war hier schon komplett weg, saß gedanklich auf dem Bagger und baute meine eigenen Hügel gleich neben meiner Minirampe fürs BMX fahren. Hach jaaaa, wie dem auch sei, jetzt zurück zu Johno. Er erwartete uns schon und stellte uns seine Frau Catherine vor, die ihm in seiner Freundlichkeit in nichts nach stand. Zudem wurden wir von seinen zwei Hunden und drei Katzen empfangen. Er hatte einen guten Geschmack, all seine Tierchen sahen aus wie aus dem Bilderbuch. Besonders von den Katzen konnten wir uns nicht abwenden. Nur sein Sinn für Namensgebung war ein wenig seltsam, denn Katzennamen wie „MiauMiau“, „Cornflakes“ oder „Ricepuppy“ waren nicht ungewöhnlich. 


        

Er zeigte uns zunächst sein Grundstück und irgendwann kamen wir auf das Thema Golf. Es dauerte keine 5 Minuten und schon hatte er seine Schläger entstaubt gingen auf der Wiese und schossen die Bälle ins Nichts. Mittlerweile war es schon dunkel und somit hatten wir nicht wirklich eine Ahnung was wir trafen, es hätte auch sein Viehzeug sein können. 



Nach einer kleinen Golfsession ging es ans Grillen. Auf uns wartete ein typisches australisches BBQ mit Ei, Steak, Zwiebeln, Ananas, Lamm und vielem mehr. Diesmal überwunden wir uns und fragten direkt vorm Essen, ob sie es stören würde, wenn wir eventuell nachholen würden. Scheinbar war es ja typisch, dass man nur einmal zu schlägt aber dieser Mythos wurde zum Glück sofort wiederlegt. Nachdem wir uns die Mägen voll gehauen hatten, ging es ans Trinken. Der gekühlte Jägermeister und die Redbull Dosen wurden aus gepackt und der Startschuss für den Abend der Weisheiten war gefallen. Wir hauten uns von vorn bis hinten die Taschen voll und philosophierten über Gott und die Welt. Das lief ewig so, sogar noch lang nachdem der Jägermeister alle war. Doch irgendwann gegen 2 Uhr morgens wurden wir müde und gingen ins Bett. So kaputt unser Körper auch war, unsere Augen waren weit aufgerissen und wir konnten sie nicht schließen. Jetzt entfaltete der Redbull seine volle Wirkung. Am nächsten Morgen, mehr oder weniger ausgeschlafen saßen wir alle auf der Veranda und genossen den Ausblick. Bei Johno daheim eingeladen zu sein heißt auch das morgendliche Schlangenschießen beobachten zu dürfen. So kam es dann, dass die Schlange, mit welcher die Katze spielte, mit der Schrotflinte einen Kopf kürzer gemacht wurde. Ganz ehrlich, die Spannung riss nicht ab. Wir waren nun auch noch zum Frühstück eingeladen und verzehrten hier wieder das feinste Essen. Hier hätten wir ewig bleiben können, doch leider mussten wir wieder los, das harte Farmleben rief uns wieder zu sich. Nun hatten wir noch eine Woche Farmarbeit vor uns und dann wäre dieses Kapitel abgeschlossen. Die letzte Woche lief relativ entspannt ab. Steffi und ich teilten uns ab und zu den Ferris oder sonst arbeitete sie an der Anlage und ich saß im Traktor. Es war schon irgendwie komisch, nach 4 ½ Monaten war es nun vorbei.  Wir hatten viel Schweiß und Blut hier vergossen, doch rückblickend konnten wir erkennen das wir etwas geschaffen hatten.  Man konnte überall Ergebnisse unserer Arbeit sehen, ob es nun in größeren oder kleineren Ausmaßen war.

Jetzt wäre es eigentlich an der Zeit gewesen weiterzureisen, doch stattdessen ärgerten wir uns immer noch mit unserem Auto herum. Schon seit Wochen probierten wir unser Auto durch den TÜV zu bekommen, welcher hier in Queensland (QLD) „Roadworthy“ genannt wird. Wie wir bereits in einem der vorhergehenden Posts erwähnt hatten, bekamen wir von unserem Mechaniker Gary eine Liste, was zu tun ist, um den TÜV zu bestehen. Den größten Teil davon konnten wir selber machen, doch für den Rest würde er sorgen sobald er Zeit hätte. Den nächsten Tag fuhr Gary mit unserem Auto zum TÜV nur um auf Nummer sicher zu gehen, dass unser Blechschaden links vorn uns nicht doch noch zum Verhängnis wird. Aber wie sollte es auch anders sein, unsere Pechsträhne riss nicht ab. Gary sagte uns, dass wir unseren Kotflügel plus Blinker/Scheinwerfer erneuern mussten. Jetzt hatten wir so richtig die Nase voll. Nicht nur, dass es unmöglich war einen Termin in einer Werkstatt zu bekommen, welche den Einbau übernehmen würde, nein, auch die Besorgung der Teile an sich war eine große Herausforderungen. Da unser Auto ja Baujahr 1990 und dazu noch ein Import war, mussten wir viele Schrottplätze und Autoteilehändler anrufen bis wir endlich fündig wurden. Wie sich später herausstellte, hatten wir sogar ein richtiges Schnäppchen gemacht, da man wohl sonst mit dem doppelten Preis rechnen musste. Allerdings bestand nun immer das Problem: wer wechselt uns nun den Kotflügel etc. aus? Johno erzählte uns dann, dass es im Prinzip ganz einfach wäre und man nur ein paar Schrauben abmachen musste. Okay, das klang ja erst einmal nach einem Plan und so machte ich mich auch gleich hochmotiviert dran das ganze kaputte Zeug abzuschrauben. Allerdings wurde uns ein bisschen anders, als wir die Ausmaße des Blechschadens an der Karosserie sahen. Autsch, das konnte und sollte auch echt noch zum Problem werden. 





Glücklicherweise hatte mich nun aber erst recht der Ehrgeiz gepackt. Nach 2 anstrengenden Tagen, an denen wir von früh bis spät nur am Auto arbeiteten, hatten wir es geschafft. Wir mussten des Öfteren einmal mit der Brechstange hantieren, um Dinge gerade zu biegen und mit Unterlegscheiben schummeln, doch letztlich konnte sich das Endergebnis wirklich sehen lassen. Allerdings hatten wir noch keinen Grund zur Freude. Mittlerweile war nämlich unser Ersatzteil für unsere Tacho, welches wir seit knapp 5 Monaten im Auto aufbewahrten, weg. Gerade als Gary endlich meinte das er nun Zeit für uns hätte, war es wie vom Erdboden verschluckt. Wir suchten überall im Internet nach solch einem neuen Teil, allerdings ohne Erfolg. Nach einer Woche, als wir uns schon mit dem Gedanken angefreundet hatten noch eine ganze Weile hier bleiben zu müssen, fand Steffi das lang verschollene, 4 cm große Plastikteil plötzlich in unserer Dachbox. Tatsächlich konnte ich mich auch sofort wieder daran erinnern, es beim letzten Aufräumen da oben reingelegt zu haben. Typisch ich wieder. Während Steffi sich nun also an die Reparatur unseres Tachos machen konnte, bastelte ich noch neue Abdeckungen für die Lüftungsschlitze auf unserer Motorhaube. Nun hatten wir alles in unserer Macht stehende getan, um unser Auto wieder auf Vordermann zu bringen.


In der Zwischenzeit hatten wir uns auch einen neuen Mechaniker gesucht, da Gary restlos ausgebucht war. Der neue Mechaniker Cliff war sogar berechtigt direkt den TÜV durchzuführen und so gab er uns direkt einen Termin. Knapp 4 Stunden, nachdem wir das Auto bei ihm ablieferten, teilte er uns freudig mit, dass alles zu seiner Zufriedenheit war und wir den TÜV bestanden hatten bzw. nun unser `Roadworthy`-Zertifikat bekommen würden. Uns fiel ein riesen Stein vom Herzen. Nun konnte uns nichts mehr aufhalten…oder doch? Als wir unser Zertifikat endlich in den Händen hielten sprang uns quasi regelrecht in Großbuchstaben das Wort „QLD-TÜV“ entgegen. Wir allerdings brauchten ja einen TÜV- Zertifikat für New South Wales (NSW). Da jeder Bundesstaat in Australien seine eigenen Regeln hatte und jeder seine Autoanmeldung anders durchführte, war das eine knifflige Angelegenheit. Für Backpacker, welche ihr Auto in einem Bundesstaat kauften und in einem anderem wieder verkaufen wollten, war die NSW-Zulassung am besten. Nur bei dieser hatte man keine Scherereien, wenn man das Auto wieder loswerden wollte. Nach einem fast nicht enden wollenden Wochenende, riefen wir direkt am Montagmorgen in der Zulassungszentrale in NSW an. Wahrscheinlich war es aber doch noch ein wenig zu früh für die Damen in der Zentrale, da sie nicht ansatzweise verstanden was wir wollten. Wir wurden von einer Warteschleife in die nächste verbunden. Nach etlichen Versuchen bekamen wir endlich die Zusage, unser TÜV  war gültig. Wir waren kurz vor der Zielgerade. Wir wollten nun nur noch unser TÜV-Zertifikat rüber faxen doch nun ging das Faxgerät nicht. Stunden später brachte Gabe, Darryls treuer Untertan, dieses aber wieder in Gange und eine weitere Stunde später hatten wir unsere Anmeldung endlich durch. Ein dickes Grinsen machte sich über unser Gesicht breit. All die anstrengende Arbeit, das hin- und her Telefonieren sowie Warten hatte sich gelohnt. Jetzt hieß es für uns so schnell wie möglich aufbrechen, denn es gab viel zu sehen und Australien wartete auf uns. Am nächsten Tag gab es noch ein großes Frühstücks-BBQ, welches Darryl extra für uns veranstaltete. Wir ließen es uns noch einmal richtig schmecken und nach diversen Gruppenfotos war es dann soweit. Der Abschied rückte näher. Nachknapp 5 Monaten war es nun nicht mehr einfach „Goodbye“ zu sagen. Arbeitskollegen sind zu Freunden geworden und die Farm zu unserem zu Hause.  Jetzt war auch dieses Kapitel abgeschlossen und es hieß für uns: Auf in neue Abenteuer!


Samstag, 13. April 2013

Ab ins Outback !

16.- 17.03.2013

Es war Samstagmorgen, die Sonne schien, keine Wolke war am Himmel und es sollten um die 30°C werden – perfektes Ausflugswetter! Zuerst mussten wir uns allerdings wieder über ein Ziel einig werden. Wir checkten schnell den Wetterbericht für den kommenden Tag und die Regionen, welche zur Auswahl standen. Letztendlich entschieden wir uns dafür heute den Blackdown Tablelands Nationalpark zu erkunden, dort zu übernachten und morgen weiter westlich bis nach Emerald zu fahren. Auch wenn es nach einer ziemlich stressigen Tour klang, freuten wir uns drauf und waren zuversichtlich, dass wir das zeitlich alles hinbekommen…schließlich waren es ja nur rund 650 km hin und zurück.
Da wir geplant hatten im Nationalpark zu campen bzw. im Auto zu schlafen, mussten wir uns vorab noch dafür anmelden. Jeder Park hat einen oder mehrere Campingplätze, welche in der Regel so um die $ 5 -7 p. P. kosten und per Telefonanruf etc. buchbar sind. Wir hatten uns im Internet informiert, dass in dem kleinen Ort namens Dingo, welcher kurz vor der Abfahrt zum Nationalpark lag, ein Besucherzentrum war und man in dem auch Plätze reservieren konnte. Als wir allerdings nach knapp 3 Stunden Fahrt in Dingo ankamen und nicht auch nur ansatzweise so etwas wie eine Touristeninformation fanden, wählten wir doch den telefonischen Weg. Leider teilte uns dann die Frau am anderen Ende der Leitung mit, dass bereits alle Campingplätze seit längerem ausgebucht waren. Das schmiss unseren ganzen Plan durcheinander. Jetzt mussten wir uns etwas Neues überlegen, da es bereits früher Nachmittag war und es schon in wenigen Stunden dunkel werden würde. Letztendlich entschlossen wir uns dafür soweit wie möglich am ursprünglichen Ablaufplan festzuhalten. Wir fuhren also nach wenige Kilometer hinter Dingo vom Highway ab und folgten der Straße bis zum Blackdown Tableland NP. Es war nicht wie sonst, dass langsam die Bäume dichter wurden und alles etwas tropischer und grüner wurde, nein, nach der letzten Linkskurve eröffnete sich uns plötzlich der Blick auf eine riesige Bergkette, die wie aus dem Nichts auftauchte. Rings um uns herum waren immer noch flache Wiesen, ein paar kleine Täler sowie ab und zu vereinzelte Rinderherden, die sich von uns nicht stören ließen. Wir waren total beeindruckt und fragten uns, wie lang wir wohl für die Fahrt bis ganz nach oben auf die Spitze brauchen würden. 



Nach weiteren 2-3 km durch flache Gelände kamen wir am Fuß der Bergeketteaays an. Allmählich wurde die Steigung der Straße mehr und mehr bis wir fast senkrecht den Berg hinauf fuhren. In Deutschland wäre das wieder unvorstellbar gewesen, in Australien kein Problem. Links ging der Abhang hinunter, rechts war die Felswand. Am ersten Aussichtspunkt auf halber Strecke legten wir unseren ersten Stopp ein und gönnten unserem Auto eine kleine Verschnaufpause. Wir stiegen aus, liefen bis vor zum Abhang, setzten uns auf die Felsen und ließen den Ausblick von hier oben auf uns wirken.
 

 Man konnte ewig weit in die Ferne schauen und am liebsten wären wir noch länger sitzen geblieben. Doch da die Zeit drängte, stiegen wir wieder ins Auto und fuhren bis ganz nach oben. Diesmal gab es einen Lookout auf der anderen Seite des Berges. Man schaute in ein riesiges Tal und auf die angrenzenden Berge. Wir dachten ja der Aussichtspunkt davor war kaum zu übertreffen, doch hier war es einfach magisch. 



Mittlerweile war es gegen 17 Uhr und wir hatten nur noch knapp 2 Stunden bis es komplett dunkel sein würde. Wir mussten uns also beeilen. Wir entschieden schnell noch ein paar Kilometer weiterzufahren und eine kleine Wanderung (30 min) zu machen, um überhaupt etwas vom Park gesehen zu haben. Danach wollten wir definitiv zurückkommen und den Sonnenuntergang von hier aus beobachten. Kurz nachdem wir aber losgefahren waren und im Schilderwald halb verloren gingen, machten wir einen Stopp, um uns neu zu orientieren. Wie sich herausstellte, hielten wir genau am richtigen Ort. Wir fanden zwar nicht unseren Wanderweg, doch irgendetwas anderes schien in der Nähe zu sein, denn wir hörten etwas rauschen. Während Stanley am Auto blieb, lief ich dem Geräusch entgegen und als ich über den letzten großen Felsen kletterte sah ich es. Ich stand plötzlich vor mehreren natürlichen Swimmingpools mitten im Wald. Ein kleiner Gebirgsbach lief in durch Felsen geformte Becken und bildete somit eine kleine Oase. Es war wunderschön und lud definitiv zum Baden gehen ein. Leider hatten wir aber auch dafür keine wirkliche Zeit. Allerdings wollten wir zumindest dem Geräusch, welches wir die ganze Zeit hörten, noch auf den Grund gehen. Wir kämpften uns entlang des Ufers durch Gestrüpp und über Felsen, bis wir auf der anderen Seite der Pools ankamen. Tatsächlich lief dort das Wasser durch einen Felsspalt weiter den Berg hinab zu einem Wasserfall, wo es dann 6 Meter in die Tiefe stürzte. 




Nach dieser kleinen Erkundungstour mussten wir uns wirklich beeilen, um zurück zum Lookout zu kommen. Gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang waren wir da. Wir machten uns es auf einer Bank gemütlich, packten unser zu Essen/Abendbrot aus und genossen das Farbenspiel der untergehenden Sonne. Als diese dann hinter den Berggipfeln verschwunden war, setzten wir uns ins Auto und fuhren wieder hinunter. Allerdings kamen wir nicht weit. Stanley hatte schon bei der Fahrt nach oben an einer ganz bestimmten Stelle am liebsten anhalten wollen. Diesmal bestand der drauf und ich hielt nach der Senke, in der man durch einen kleinen Fluss fuhr, an. Innerhalb weniger Sekunden hatte er seine Schuhe sowie Socken ausgezogen, lief durchs Flussbett und war nach 2-3 Minuten nicht mehr zu sehen. Jetzt stand ich da also allein, mitten im Nirgendwo. Ich wartete noch kurz, ob er nicht doch gleich zurückkommen würde, doch da das nicht geschah, lief ich ihm hinter her. Wie sich herausstellte war das gar nicht so einfach. Das Wasser war zwar angenehm warm, doch waren die Steine oft rutschig und manchmal sah man auch Wasserspinnen, die mich nicht unbedingt davon überzeugten weiterzugehen. Stanley war in der Zwischenzeit schon fast ganz vorn angekommen und nun hörte ich es auch wieder, das Geräusch. Hier musste ebenfalls ein Wasserfall  sein, doch der Lautstärke nach zu urteilen bedeutend größer. Wir mussten nur noch über ein paar Steine klettern, fielen dabei fast ins Wasser, sprangen noch einen kleinen Felsvorsprung hinunter und dann hatten wir es geschafft. Der Wasserfall den wir nun sahen war tatsächlich fast doppelt so tief wie der vorhergehende. Stanley machte noch schnell seinen obligatorischen Krokodils Test, indem er große Steine nahm und sie hinunter in den kleinen See warf (es rührte sich nichts) und danach ging es zurück zum Auto. Grade als wir den Highway wieder erreichten wurde es richtig dunkel. Nun mussten wir besonders vorsichtig fahren, da mit Kängurus und Emus nicht zu spaßen war.



Glücklicherweise lag der Ort Blackwater, welchen wir als neuen Schlafplatz auserkoren hatten, nicht weit weg. Als wir über die letzte Bergkuppe fuhren, sah es so aus, als würden wir auf eine Großstadt zu fahren. Über eine riesige Fläche verteilt blinkten überall bunte Lichter und Autos strömten in die Stadt hinein, sowie heraus. Doch wir wussten schon, dass es nicht so ist. Das ganze Spektakel hatte einen anderen Grund. Blackwater war eine der Minenstädte, wie es sie weiter westlich wie Sand am Meer gab. Der Ort an sich bestand nur aus einer langen, geraden Hauptstraße, an der Einkaufsmöglichkeiten, Motels, Tankstellen und Fast Food Läden aufgereiht waren. Links davon waren Eisenbahnschienen mit riesigen Wagons voll mit Kohle und auf der rechten Seite befanden sich unzählige, kleine Wohnsiedlungen für die Arbeiter. Die Minen an sich waren rings um die Stadt verteilt und füllten ein Fläche aus, welches ca. 4mal so groß wie Blackwater selbst war. Und da dort auch über Nacht gearbeitet wurde, war alles hell erleuchtet und Shuttlebusse sowie PKWs fuhren stetig hin und her, um die Leute auf Arbeit zu schaffen oder abzuholen. Nach gut einer halben Stunde Fahrt durch die Wohnviertel, fanden wir einen kleinen Parkplatz neben einem Spielplatz, der optimal für uns schien. Schnell war alles umgeklappt und weggeräumt im Auto, sodass wir hätten gemütlich einschlafen können. Plötzlich hörten wir Stimmengewirr, sahen Autoscheinwerfer und kreischende Kinder. Fünf Minuten später feierten die Jugendlichen 5 Meter von unserem Auto entfernt eine Party. Aber es kam noch besser. Die Geräusche an sich hätten wir ja irgendwann ausblenden können, doch kam auch noch auch noch aller 20 Minuten ein riesen Pickup angefahren, der dann mit Flutlicht den ganzen Platz absuchte und nach irgendwelchen Jungs suchte, die mit zur Partytruppe gehörten. Prima! Einmal sind sie sogar ausgestiegen und zu den anderen Leuten hingelaufen, an sich okay, nur hatten sie dabei ihr Flutlicht direkt auf unser Auto gerichtet. Über 30 Minuten lang war es taghell bei uns und wir konnten nichts dagegen tun. Es war schon zu spät sich einen neuen Schlafplatz zu suchen bzw. waren wir nicht einmal sicher, ob wir etwas anderes/besseres finden würden. Wir mussten da jetzt irgendwie durch..
Gegen 6 Uhr am Morgen, gerade als die Sonne aufging, wachten wir auf. Von erholsamen Schlaf konnte keine Rede sein aber das war jetzt egal. Schnell war alles wieder umgeräumt und wir fuhren zum nächsten Mc Donalds, um uns Kaffee einzuflößen. Danach starteten wir in Richtung Emerald, was nur noch knapp 100 km von hier entfernt war. Auf dem Weg dorthin fielen uns wieder die vielen Baumwollfelder links und rechts neben der Straße auf. Stanley reizte es unheimlich einfach ein bisschen Baumwolle vom Straßenrand aufzusammeln und mitzunehmen, obwohl wir gerade eben noch an einem Schild vorbei gefahren waren, welches genau das verbot. Nichtsdestotrotz saß er 5 Minuten später grinsend im Auto und hatte seine Baumwolle in den Händen.




Als wir in Emerald ankamen, fuhren wir direkt zum Informationscenter, da wir herausbekommen wollten, wo wir den berühmten Mosaikwalk sowie den 200 Mio. Jahre alten, fossilen Baum finden. Bevor wir aber hinein gingen, wurden wir auf ein riesiges Bild aufmerksam, welches direkt hinter dem Center auf einer großen Wiese stand. Als wir näher kamen sahen wir, dass es sich dabei um ein Gemälde von Vincent van Gogh handelte. Stanley fiel dann auch wieder ein, dass er schon einmal davon gehört hatte und es das größte Gemälde sein sollte, welches im Freien stand. Wir fanden die Idee echt spitze und waren nun umso gespannter auf den Rest. Als wir dann den älteren Herren im Infocenter fragten, wo wir die anderen Sehenswürdigkeiten finden würde, sagte er uns, dass direkt hinterm Haus auch noch der besagte Walk ist. Nachdem er uns auch noch den Weg zum fossilen Baum erklärt hatte, gingen wir wieder hinaus und gingen hinter das Center. Schnell fanden wir auch den als Attraktion beschriebenen Mosaikwalk, leider war dieser aber nur halb so spektakulär wie gedacht. Er entpuppte sich als einfacher Betonweg, in welchem aller paar Meter Kreise waren, auf denen ein Bild aus Mosaiksteinen war. Naja, wir machten trotzdem ein paar Bilder und machten uns auf den Weg in die Stadt zum 2 Mio. Jahre alten Baum. 



Eigentlich hieß es, dass wir nur 10 min zu Fuss dahin bräuchten, doch nach über eine halben Stunde, hatten wir immer noch nichts gefunden. Schließlich fragten wir eine Einwohnerin nach dem Weg. Diese schaute uns allerdings so verdutzt an, dass wir schon daran zweifelten, ob es den besagten Baum wirklich gab. Nachdem sie aber kurz überlegt hatte, fiel es ihr wieder ein, doch schickte sie uns wieder genau zu der Straßenecke, an der wir vorher schon waren. Jetzt waren wir irritiert. Wir liefen also zurück und rannten um jeden Baum herum und suchten nach einer kleinen Plakette oder so. Doch wir fanden nichts. Letztendlich entschieden wir uns einfach für den größten Baum den wir finden konnten und machten den zu unserem fossilen Baum.


 Damit wären wir beide zufrieden gewesen, doch das zerplatzte in dem Moment wie eine Seifenblase, als Stanley auf die Idee kam sich vor die City Hall zu setzen, welche direkt daneben war, um sich kurz auszuruhen. Plötzlich rief er mich zu sich und deutete kopfschüttelnd neben sich auf den Boden. Wir mussten beide schon fast lachen als wir nun doch noch den wirklichen, Jahrhunderte alten Baum gefunden hatten. Es war nicht mehr wirklich ein Baum in dem Sinne, sondern nur Stücke des Baumstammes, welche versteinert waren. Auch hier blieb also die große Begeisterung aus. 


Nun hatten wir noch ein was auf unserer To-Do-Liste zu erledigen, bevor wir zurück auf die Farm mussten. Wir wollten noch zum Lake Maraboon fahren und dort für 1-2 Stunden am Strand entspannen. Ein bisschen außerhalb von Emerald gelegen, sollte diese Fleckchen Erde die pure Erholung sein…so stand es zumindest in der Beschreibung und diesmal sollten wir auch nicht enttäuscht werden. Als wir Stausee ankamen, waren wir sofort wie verzaubert. Direkt am ersten Lookout machten wir halt und genossen die Aussicht. Man konnte von oben über den gesamten, riesengroßen See schauen, wobei das gegenüberliegende Ufer nicht wirklich zu erkennen war.




 Ab und zu sah man Motorboote, Wasserskifahrer oder Jetskis. Das Wetter war einfach fantastisch für sämtliche Wasseraktivitäten und so fuhren wir weiter zur Picknickarea, um uns ein Stückchen Strand zu sichern. Überall standen Autos oder Boote herum und die Leute hatten sich fast schon häuslich eingerichtet mit ihren Picknicktischen mit angrenzenden BBQ-Grills. Wir ergatterten aber trotzdem auf einer  eher abgelegenen Seite des Sees ein Plätzchen und stürzten uns ins kühle Nass. Danach setzten wir uns einfach noch ein bisschen ans Ufer, beobachteten die Leute und ließen uns die Sonne auf den Bauch scheinen. Kurz bevor wir uns wieder auf den Heimweg machen wollten, bemerkten wir ein kleines Mädchen, so um die 3-4 Jahre alt. Sie kam allein runter zum Wasser gelaufen, ging ein Stück hinein und hockte sich direkt vor uns hin. Erst dachten wir, dass die Kleine einfache spielen will und Sandburgen baut, doch dann sahen wir, dass sie sich ständig umschaute und irgendwas unter Wasser machte. Als sie dann auch noch mit ihrer Hand immer zum Po fasste und dann wie wild im Wasser herumwedelte, wurde uns anders. Das war unser Stichwort unsere Sachen zu packen und zu gehen, ohne weiter darüber nachzudenken, dass wir ja wenige Minuten vorher an genau derselben Stelle noch baden waren…
 

Montag, 8. April 2013

Ein Ausflug ins Ungewisse.

9.3. – 10.3.2013

Nachdem wir nun schon öfter unsere Wochenenden auf der Farm verbracht hatten, um zu sparen, entschieden wir uns dieses Mal etwas zu unternehmen. Wir hatten zu meinem Geburtstag ein wenig Entdeckerluft geschnuppert und wollten heut mal eine größere Ausfahrt starten. Wir hatten nur keine Ahnung wohin. Früh um 10 Uhr setzten wir uns einfach ins Auto und fuhren dorthin, wo wir zu meinem Geburtstag umgedreht waren, nach Ridgelands. An der dortigen großen Hauptstraße hielten wir mitten auf der Kreuzung an. Ich ließ Steffi entscheiden wo es lang gehen sollte. Links ging es in Richtung Rocky und rechts nach Marlborough. Ihre Wahl fiel auf Rechts. Eine gute Wahl, da wir in diese Richtung noch gar nix gesehen hatten. Wie es für Australien typisch ist, änderte sich die Umgebung nach ein paar Kilometern schlagartig und das mehr als nur ein Mal. Leider hatten wir nicht so viel Glück mit dem Wetter. Es war sehr bewölkt und fing schon bei Zeiten an immer mal wieder zu Nieseln. Steffi organisierte auf der Fahrt unsere Route. Geplant war irgendwann einen Abzweig zu finden der uns wieder südlich in Richtung Rockhampton bringt. Die Straße, welche eigentlich eine große Hauptstraße war, wurde nach ein paar Kilometern zu einer einspurigen, unbefestigten Straße und die Umgebung wurde immer hügliger und bergiger. Noch ehe wir uns versahen waren wir umgeben von großen Gebirgsketten und unser Weg schlängelte sich durch deren weiten Täler. Häuser oder Farmen sah man hier so gut wie gar nicht. Die Täler wurden größtenteils als riesige Kuhweiden genutzt und nur die Kämme, wo die Gebirgsketten sich trafen, waren bewaldet. Wir fuhren eine ganze Weile in nordwestlicher Richtung und suchten verzweifelt nach Abzweigungen die uns laut Atlas wieder zurückführen sollten. Doch wenn wir solche Kreuzungen fanden, waren es meistens Grundstückszufahrten oder es stand kein Straßenschild da. Wir wollten schon fast umkehren, da kamen wir an eine kleine Abzweigung mit dem Schild „Wycarbah 62“ und siehe da, den Ort konnten wir tatsächlich in unserem Atlas finden und er war sogar ungefähr dort, wo wir hinwollten. Zwischen uns und Wycarbah lagen nun 62km Schotterpiste – „..das wird lustig!“, dachten wir uns. Ab hier ging es nun immer weiter in die Berge hinein- bergauf, bergab. Es war eine einzige Rallye. Ich hätte hier zu gern das ein oder andere Mal den Rennfahrer in mir heraus gelassen, doch bevor ich auch nur daran denken konnte, kam ein simples „SCHAAAAAAHAAAAAATZ!!!“ vom Beifahrersitz, welches mich wieder zurück in die Realität holte. Wäre das Wetter nicht so schlecht gewesen, hätten wir des Öfteren wahnsinnig schöne Ausblicke in die langen Täler des Gebirges gehabt aber so mussten wir uns mit dem zufrieden geben was wir hatten. Oftmals fuhren wir durch kleine Bachläufe, welche die Straße kreuzten und einige waren besonders tief. Das hieß, wir mussten bevor wir diese durchqueren konnten aussteigen und checken ob wir überhaupt durchkommen bzw. wo wir lang fahren müssen, um nicht irgendwelche größeren Steine zu treffen. Als wir an solch einem Bach/Fluss ankamen, wollt ich unsere Durchfahrt videodokumentarisch festhalten und beorderte Steffi zum Filmen. Ich fuhr in die Mitte und setzte Steffi auf einer kleinen Kiesinsel ab. Ich setzte zurück und fuhr dann mit Schwung hindurch. Das war lustig und NEIN! Steffi war nicht klitschnass, jedoch bemerkten wir erst jetzt, dass sie auf der Insel feststeckte. Hm, zurückfahren wäre eventuell zu heikel geworden. So philosophierten wir 5 Minuten wie wir das nun am besten anstellen, doch am Ende zog sie eiskalt Schuhe sowie Socken aus und marschierte durch das kniehohe, kalte Wasser.


 Nun ging unsere Fahrt durch die Berge weiter, Zivilisation war hier gleich null. Ab und zu kamen einem Leute mit überdimensionalen Cowboyhütten entgegen gefahren. Manchmal sah man auch Kühe die einem den Weg versperrten oder hinter dem Auto her rannten, da sie dachten es gibt etwas zu fressen. Wir fuhren ewig so weiter und es gab kein Anzeichen von einem Dorf oder Ähnlichem. Langsam wurden wir ein bisschen nervös, da auch unser Sprit nicht ewig währte.  Auf einem Bergkamm machten wir dann Rast und zu unserem Glück kam hier sogar mal die Sonne heraus. Jetzt hatten wir einen atemberaubenden Ausblick in ein riesiges Tal. Hier sahen wir sogar unsere ersten wildlebenden Emus. Scheinbar waren wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort. 




 

Nach knapp einer weiteren Stunde Fahrt und ein paar Zwischenstopps kamen wir endlich in Wycarbah an, welches direkt am Highway nach Emerald lag. Uns reizte es natürlich weiter nach Westen ins Outback zu fahren, um die Great Dividing Range zu sehen, doch dazu hätten wir noch einen Tag dranhängen müssen. Es stand aber definitiv noch auf unserer To-Do-Liste. Da der Tag noch jung und unsere Abenteuerlust noch nicht gestillt war, fuhren wir ein Stück weiter südlich nach Mount Morgan. Ein kleines Örtchen mitten in den Bergen, welches besonders durch seinen Bergbau bekannt war. Das Wetter wurde immer schlechter doch zu unserem Glück zog es auf als wir Mount Morgan erreichten. Als erstes suchten wir das Informationszentrum auf, welches ein alter Bahnhof war. 

Hier mussten wir leider feststellen, dass die Minenrundfahrten und –führungen aufgrund des schlechten Wetters ausfielen. Nichts destotrotz wollten wir uns das mal irgendwie anschauen und so fanden wir einen super Aussichtspunkt, von dem man einen guten Blick auf das Minengelände hatte. Des Weiteren stießen wir auf eine Hängebrücke die unsere Aufmerksamkeit auf sich zog. Mitten in der Stadt war diese über einen Flusslauf gespannt. Keine Ahnung ob sie den Sicherheitsanforderungen in Deutschland Stand gehalten hätte, doch irgendwie passte es zu dem Städtchen. 




Unser kleines, persönliches Highlight waren aber mal wieder die Cowboys. Wir sahen, wie 3 von ihnen mitten auf der Hauptstraße angeritten kamen, ihre Pferde vor dem Supermarkt anbanden und einkaufen gingen. Es gab sogar extra für Pferde vorgesehene „Parkplätze“… Willkommen im 21. Jahrhundert! Als letztes fuhren wir zum hiesigen Staudamm, welcher an sich nicht so beeindruckend war. Dafür war der See umso idyllischer. So gern wir auch länger geblieben wären, machte uns nun die Zeit einen Strich durch die Rechnung. Da wir es vermeiden wollten bei Nacht durch den Busch zu fahren, setzten wir uns wieder ins Auto und ab ging‘s zurück auf die Farm. Mit der Dämmerung kamen wir dann auch gerade rechtzeitig zu Hause an. An sich waren wir ziemlich fertig, doch so richtig Zeit zum Ausruhen sollten wir nicht bekommen. Es dauerte nicht lange, da standen Johno und Sam mit den Hunden vor der Tür. Es war Zeit zum Jagen. Diesmal wollte sich auch Steffi das Spektakel anschauen, da ich ihr ja schon beim letzten Mal vorgeschwärmt hatte, wie viele verschiedene Tiere man doch bei Nacht sehen konnte, welche tagsüber schliefen oder sich versteckten. Schnell zogen wir uns um und stiegen auf die Ladefläche des Pickups. Wir fuhren sehr lange um her ohne, dass die Hunde nur Ansatzweiße eine Spur aufnahmen. Doch nach knapp einer Stunde wurden sie nervöser und es schien, als hatten sie eine Fährte aufgenommen. Plötzlich sprangen sie vom Auto und rasten in die Baumreihen. Sofort stellten den Motor ab, schalteten die Lichter aus und horchten. Zunächst konnten wir nix hören, doch plötzlich vernahmen wir Hundegebell. Das war unser Zeichen. Sam schrie:“ Los, los, los!“ wir sprangen vom Auto und rannten in die Richtung aus der das Bellen kam. Steffi war noch etwas unsicher wie das nun alles ablaufen würde und entschied sich deswegen dafür, vorerst beim Auto zu warten. Als wir an den Bäumen ankamen, sahen wir dann auch die buntleuchteten Halsbänder  der Hunde. Aller 20 Meter stoppten wir und versuchten rauszufinden wo die Hunde mit dem Schwein sind. Der Adrenalinpegel stieg ins Unermessliche. Sam war nun schon ein ganzes Stück voraus und Johno und Ich versuchten wieder raus zu finden wo sie waren und hielten kurz an. Es war ziemlich schwer irgendwas zu sehen, da die Blätter der Bäume tief hingen und das Gras hüfthoch war. Plötzlich raschelte es unmittelbar neben mir und ich leuchtete mit der Taschenlampe auf die Stelle. Ich konnte meinen Augen nicht trauen. Neben mir lag tatsächlich ein junges Wildschwein und schaute mich an. Anscheinend verstecken sich die jungen Schweine im Gras wenn sie unter Stress standen.  Ich war wie erstarrt und bekam nur ein  krächzendes „JOHNO!“ heraus. Er versuchte es sofort zu fangen, doch war zu langsam. Als wäre es nicht schon verrückt genug gewesen, lag 20 Meter weiter noch ein Schwein im Gras, doch auch das entwischte uns. Sam kam nun auch zurück. Er hatte ebenfalls kein Glück also ging die Suche weiter. Nun dauerte es weitere 30 Minuten bis die Hunde due Spur wieder aufnahmen. Wir schickten sie los und hörten wieder das Bellen der Hund. Wir rannten  runter in ein tiefes, schlammiges Tal und dort hatten die Hunde ein ziemlich großes Exemplar. Johno schätze den Eber auf etwas über 100 kg. Es dauerte nicht lange und das Schwein war tot, das war der Teil der Jagd, welcher uns weniger gefiel und deshalb drehte sich Steffi dabei auch um. Doch jetzt sollte der schwerste Teil kommen. Wir mussten den Fang  50 Meter den schlammigen Berg hinauf ziehen und das dauerte gut eine Stunde. Sam bekam für manche Schweine einen guten Preis, wenn er jemanden hatte, der das Schwein als Hundefutter oder Sonstiges verwerten wollte. Danach ging es auf zur zweiten Runde. Es dauerte nicht lange und wir jagten das nächste Schwein. Auch dieses hatte einen schlechten Tag erwischt und lief uns direkt in das Scheinwerferlicht des Autos. So hatten wir zwei große Schweine gefangen, was für Johno und Sam einer „guten Jagd“ entsprach. Es war auf jeden Fall eine Erfahrung wert, das mal gesehen zu haben, doch jetzt waren wir froh, dass wir endlich ins Bett konnten.                                                                                                                 
(Die folgenden Bilder sind nicht von diesem Abend, sondern von einer Jagd, bei welcher Johno (blaues Hemd) und Sam (oranges Hemd) früh am Morgen allein auf der Farm unterwegs waren.)


 Den Sonntag entspannten wir größtenteils auf der Couch. Nachmittags kam Geoffrey auf einmal mit seinen zwei Pferden angeritten, doch beide waren gesattelt. Wir ahnten schon was als nächstes kam. Natürlich fragte er uns, ob wir auch einmal reiten wöllten. Ich nahm gleich mein Knie als Ausrede, doch Steffi musste ran. Sie erklärte ihm zwar noch, dass sie nur als kleines Kind mal auf einem Pony geritten war und nicht wirklich Ahnung hatte aber das war Goeff egal. Umso mehr wollte er ihr jetzt eine Reitstunde geben. Wir fuhren zu einer kleinen Koppel und dort bekam sie ihren Crashkurs. Es stellte sich heraus,  dass  das Schwierigste an dem Ganzen der Aufstieg war. Doch mit etwas Übung klappte das zum Schluss recht gut. Nun stellte nur noch der faule Gaul, auf dem sie saß, das Problem dar. Goeff hatte ihr gezeigt wie man nach links oder rechts ‘lenkte‘ und das Pferd zum Weiterlaufen überredete,  doch meist lief es trotzdem nur eine halbe Runde, blieb dann erneut stehen und fraß genüsslich weiter Gras.


Im Großen und Ganzen hatten wir ein langes und ziemlich interessantes Wochenende hinter uns.