Sonntag, 10. Februar 2013

Wasser, soweit das Auge reicht!

23.01.-05.02.2012

Die kommenden 2 Tage hatten wir frei bekommen, da wir dafür am Wochenende arbeiten sollten. Doch wie sollte es anders sein, es regnete! Unser Plan mal irgendwohin zu fahren, wurde also (mal wieder) über den Haufen geworfen. Mittwoch blieben wir also den ganzen Tag auf der Farm. Die anderen, die bei dem Wetter arbeiten mussten, waren größtenteils in der Werkstatt beschäftigt, da es überall anders einfach zu nass war. Am Donnerstagmorgen entschieden wir dann, dass wir gleich heute noch einmal in die Stadt fahren, um unseren „Wocheneinkauf“ zu erledigen. Da der Regen immer noch nicht aufgehört hatte und auch zunehmend schlimmer wurde, erwarteten uns auf dem Weg in die Stadt schon ein paar kleine Hindernisse. Es hatten sich bereits große Pfützen auf den Straßen gebildet oder aus kleinen Schlaglöchern waren mittlerweile große Ausspülungen geworden. Auch auf den Feldern, Wiesen und Koppeln rings um uns herum, hatten sich bereits riesige Kanalsysteme gebildet. Und das alles schon nach knapp 1,5 Tagen Regen. Aufgrund dessen entschieden wir auch lieber etwas mehr Essen und Trinken einzukaufen, da man ja nie wusste was noch so kommt. Jeder erzählte ja seine eigene kleine Horrorgeschichte von der großen Flut vor 2 Jahren. Trotzdem sahen wir das Ganze noch ziemlich locker. Es waren keine Flutwarnungen raus gegangen oder sonstiges und keiner rechnete mit so einer Verwüstung wie damals. Als wir 2 Stunden später wieder zum Auto kamen, schien der Regen erneut stärker geworden zu sein. Gerade als wir vom Parkplatz runterfuhren schaute ich nach rechts, dann wieder auf die Straße und dann schlagartig wieder nach rechts. Etwas skeptisch fragte ich Stanley: „ Sag mal, war hier schon immer ein Fluss?“. NEIN, natürlich war da sonst KEIN Fluss! Das Wasser war einfach zu viel für die Kanäle der Stadt und so bahnte es sich langsam seinen eigenen Weg. Jetzt hieß es ab nach Hause und zwar so schnell wie nur möglich! Da die Farm rund 20 km außerhalb der Stadt lag war mir schon etwas mulmig, denn 10 km davon waren unbefestigte Straße. In dem Park, in welchem wir zu Weihnachten noch Fotos vor einem kleinen, künstlich angelegten Wasserfall gemacht hatten, lief nun ein ebenfalls ein Fluss hindurch. Das war langsam nicht mehr lustig. Wir waren um jeden Kilometer froh, dem wir der Farm wieder näher kamen. Als wir allerdings aus der Stadt heraus fuhren, links und rechts keine Felder, sondern nur noch Seen sahen und die Straße fast komplett geflutet war, wurde mir schlecht. Ich hatte mich schon innerlich damit angefunden umdrehen zu müssen. Stanley hingegen war super gut drauf und jagte auf dem Mittelstreifen der Straße zwischen den Wassermassen hindurch. Jeder kann sich wahrscheinlich vorstellen wie es mir dabei erging. Ich krallte mich in den Sitz und kniff die Augen zusammen. Aber die restlichen Leute machten es genauso und fuhren einfach gemütlich weiter. Die waren das eben gewohnt einmal im Jahr die Regenzeit voll abzubekommen. Die nächsten 10 km waren bis auf den sinnflutartigen Regen ganz angenehm. Das änderte sich aber schlagartig, als wir auf die unbefestigte Straße kamen. Die „Flutwege“, welche  6 -7 m lange, asphaltierte Senken in der Straße waren, in denen das Wasser von einer Seite zur anderen ablaufen konnte, waren schon gut gefüllt.


Mit etwas Anlauf und einer gehörigen Portion Mut schafften wir aber auch diese Hürden und kamen nach einer ¾ Stunde schweißgebadet auf der Farm an. Alle anderen hatten mittlerweile die Arbeit für heute niedergelegt und wurden nach Hause geschickt. Wir verstauten schnell unsere Einkäufe und setzten uns sofort vor den Fernseher, um den Wetterbericht für die kommenden Tage zu sehen. Regen, Regen und ja, noch mehr REGEN! Drei Stunden später waren alle Straßen unpassierbar, keiner konnte aus der Stadt mehr zu uns kommen. Für uns hieß das natürlich auch, dass wir vorerst auf der Farm festsaßen. Doch war uns das lieber als andersrum, da wir hier unser ganzen Hab und Gut, sowie auch uns in Sicherheit wussten. Mittlerweile fing es an durch den unteren Türspalt auf unseren Teppich zu tropfen. Eine Handvoll Plastiktüten zum abdichten stellten sich aber als optimal Lösung raus. Der Regen wurde immer stärker und blieb konstant, rings um unsere Halle hatte sich schon ein kleine Seen gebildet. Wenn man also ins Bad oder auf Toilette musste blieb einem nichts anderes übrig als Gummistiefel und Regenjacke anzuziehen. Gegen Abend fing es auch noch an heftig zu stürmen. 



Über Nacht begann zu alledem auch noch unsere Klimaanlage zu tropfen, da sie den unvorstellbaren Wassermaßen, die da vom Himmel fielen, nicht mehr standhielt. Natürlich mussten wir am nächsten Tag nicht arbeiten, da es uns entweder weg geweht hätte oder wir bis zu den Knien im Wasser gestanden hätten.  Es regnete und stürmte immer noch. Über Nacht waren 120ml/Quadratmeter bei 50 km/h gefallen. Der kleine Teich neben unserer Halle war auch schon um einiges angestiegen. Beim morgendlichen Frisch machen im Bad wurden wir auf einmal von einem lauten knistern und knacken aus unserem Halbschlaf geholt. Plötzlich gab es einen lauten Knall und ein schweres, dumpfes Geräusch. Vorsichtig lugten wir hinaus und sahen, dass der große Baum direkt neben dem Bad das zeitliche gesegnet hatte und das Gebäude nur knapp verfehlt hatte.


Gegen Mittag brauchte Darryl, unser Chef, Stanleys und Geoffs Hilfe. Sie mussten die große Pumpe unten am Fluss befestigen, sodass diese nicht fortgespült werden konnte. Als sie dort ankamen stand diese schon halb unter Wasser. Der Fluss war jetzt schon nach zwei Tagen Regen knapp 4 Meter angestiegen. Stanley war es nicht ganz geheuer nun in den Fluss zugehen, vor dem vorher immer gewarnt wurde, das darin Krokodile leben sollten. Da das Wasser unheimlich schnell stieg, konnten sie ihre Arbeit nicht beenden. Jetzt hieß es nur noch hoffen dass die Flut nicht zu großen Schaden anrichtete. Danach holte Darryl sein Gewehr und schoss auf zwei Plastikfässer, die mitten auf dem Fluss trieben. Wir wissen bis heut nicht, warum die Fässer untergehen sollten aber egal. Nach den ersten Schüsse rührte sich nicht wirklich etwas. Er rüstete nun ein wenig auf und holte seine Schrotflinte aus dem Auto. Stanley fetzte das natürlich und verfolgte es mit Begeisterung.  Als Darryl bei der letzten Hülse angekommen war, drehte er sich um, schaute ihn an und fragte, ob er auch einmal schießen wöllte. Stanley stürzte sich regelrecht auf das Gewehr, ohne Darryl ausreden zu lassen. Er hatte die Schrotflinte angelegt, nahm einen festen Stand ein und war absolut bereit sein Ziel zu vernichten. Ein Schuss, ein Treffer! Allerdings klingelte es danach kurz in Stanleys Ohren und er wusste nun, weshalb man also Lärmschutz tragen sollte! Stolz wie Oskar und mit einem breiten Grinsen kam Stanley wieder zurück zur Halle und erzählte mir alles bis ins kleinste Detail.
Am Samstag regnete es weiter und weiter und wir waren dazu gezwungen, den kompletten Tag drinnen zu verbringen. Mittlerweile war es offiziell, wir waren von der Außenwelt abgekapselt. Brücken, Straßen und Täler waren geflutet. Wir waren so froh, dass wir noch einmal einkaufen waren, sonst hätte wir nun ohne Nahrung da gestanden. Keiner hatte damit gerechnet, dass alles so schnell gehen würde, nur nach 3 Tagen Regen. Unsere Klimaanlage tropfte unterdessen auch schon wieder und mittlerweile war sogar der ganze Teppich unterm Bett nass und fing an ein wenig an zu muffeln. Als wir versuchten den Teppich zu trocknen, indem wir ihn mit allen Klimaanlagen und Ventilatoren belüfteten, die die Farm hergab. Bemerkten wir, dass wir ein noch größeres Problem hatten. Das Wasser kam durch die Wände! Wir konnten nun nur hoffen, dass der Regen bald nachlassen würde. Am vierten Tag riss endlich die Wolkendecke ein wenig auf. Insgesamt waren in den letzten Tagen 500ml Regen/Quadratmeter gefallen. Wir entschieden uns heut mal ein kleinen Spaziergang über die Farm zu machen. Die Folgen des Wetters waren enorm. Die Macadamiabäume standen teilweise unter Wasser und die Brücke zur Farm war nicht mehr befahrbar. Das Tal hinter Darryls Haus hatte sich mittlerweile auch in einen reißenden Fluss verwandelt. 







Als wir zurück liefen, trafen wir Darryl. Er erzählte uns, dass es noch lange nicht vorbei sei. In den nächsten Tagen würde das Wasser weiter steigen. Da in unseren Fluss, den Fitzroy River, insgesamt 7 andere Flüsse aus dem Norden und Westen mündeten. Auch diese waren alle durch das viele Regenwasser extrem angestiegen und brachten nun mehr Wassermassen mit sich als gewöhnlich. Um uns das ganze etwas zu verdeutlichen nahm uns Darryl mit zum Fluss, um uns den derzeitigen Wasserstand des Flusses sowie den möglichen Stand in ein paar Tagen zu zeigen. Der Fitzroy River war bereits um 8 Meter angestiegen und ca. 20 Meter breiter geworden. Die Strömung war gewaltig schnell. Das Ganze war wirklich etwas beängstigend, doch Darryl beruhigte uns und sagte, dass wir auf der Farm sicher wären.


Nun war es nur noch ungewiss wie lange wir auf der Farm festsitzen würden. Wir hatten zwar noch reichlich Essen, doch vorsichtshalber fingen wir trotzdem an es zu rationieren. Zu alledem fiel auch noch der Handy- und Internetempfang aus. Jetzt waren wir wirklich auf uns gestellt. Rein Wetter technisch wurde die nächsten Tage zunehmend besser, teilweise knackten wir sogar die 41 Grad- Marke. Das war dann schon wieder weniger schön da durch das viele Wasser eine extreme Feuchtigkeit in der Luft war und man wirklich nur vom Atmen schwitzte. Zudem fing der ganze Schlamm in den ausgetrockneten Pfützen an zu stinken. Nichtsdestotrotz genossen wir das Wetter und setzten uns des Öfteren in die Sonne und entspannten an unseren freien Tagen. An einem Vormittag nahm uns Geoffrey auch mal mit und zeigte uns die überschwemmten Straßen. Auch hier war es eher unwirklich wie hoch alles überflutet war.



 Nachdem er uns klar gemacht hatte, das es nicht möglich war sich weiter als 500 Meter von der Farm zu entfernen, fuhren wir zu unseren „Nachbarn“ und Leidensgenossen. Sie waren die einzigen, welche wir noch ohne Boot erreichen konnten. Mick und Keith luden uns direkt auf eine Tasse Tee ein und wir setzten uns auf ihre wunderschöne Terrasse direkt an einem Fluss. Wie sich herausstellte, war der Fluss sonst gar kein Fluss, sondern nur eine Art See bzw. wie die Australier es nannten, eine Lagune. Aber auch die war von den Wassermassen nicht verschon geblieben. Wir saßen bestimmt zwei Stunden bei ihnen auf der Terrasse und tranken Tee, während sie eine lustige Geschichte nach der anderen erzählten.




Nach knapp 2 Tagen ohne Kontakt zur Außenwelt, außer den beunruhigenden Nachrichten im Fernseher, funktionierten die australischen Handys wieder. Sofort hingen wir uns ans Telefon und versuchten Romy zu erreichen. Da wir von den Unwettern, welche zu Tornados ausgeartet waren und den Überschwemmungen  an der Ostküste gehört hatten, waren wir etwas beunruhigt, wie es ihr denn nun ging. Aber sie gab Entwarnung! Es regnete und die Wellen türmten sich teilweise bis zu 6 Metern auf, doch ihr ging es gut. Zu alledem hatte sie auch ihr 3 monatige Ausbildung sowie die Prüfungen hinter sich und  war nun anerkannte Surflehrerin.
Am Dienstag, den 6. Tag der Flut, fingen wir wieder an zu arbeiten. Während Stanley gleich wieder zu seiner „geliebten“ Ernteanlage musste, bereitete ich Teile für die Erntemaschinen vor, welche in den Startlöchern standen. Es war nicht die schönste Arbeit, doch war ich froh, dass ich im Schatten bleiben konnte, da es heute über 40 Grad werden sollte. Kurz vor Feierabend nahm mich Darryl noch einmal mit auf eine kleine Rundfahrt und zeigte mir, wo das Wasser sich bereits seine Wege durch die Farm bahnte bzw. inwieweit wir davon umzingelt waren. Er schätzte, dass wir noch gut über eine Woche auf der Farm festsitzen würden.





Der nächste Tag lief ähnlich ab. Allerdings klagte Stanley nach Feierabend plötzlich über leichte Schmerzen in seinem Knie. Da ich nichts riskieren wollte, verpasste ich ihm sofort Bettruhe und brachte ihm einen Kühlakku nach dem anderen. Wir hatten zunächst die Hoffnung, dass am nächsten Morgen alles wieder okay sein würde, doch nix da. Stanleys Knie war doppelt so dick geworden und er konnte keinen Meter mehr laufen. Prima, das passierte nun auch noch, wenn man gerade einmal NICHT schnell zum Arzt gehen konnte. Wir kontaktierten sofort unsere Freundin Nina, welche in Deutschland schon seine Physiotherapeutin war. Sie gab uns Tipps, welche Tapes ich verwenden und welche Massagen oder Verrenkungen ich mit seinem Knie/Bein machen sollte. Das Arbeiten fiel aber für ihn jedenfalls die nächsten Tage aus. Ebenfalls konnte er nicht mit zu der Geburtstagsfeier von Nelly, der jüngsten Tochter (2 Jahre) unsres Chefs, gehen. Während wir also genüsslich Kaffee und Kuchen in uns hinein stopften, musste er daheim im Bett liegen. Außer mir und Geoffrey waren nur noch Keith und Mick da, sowie natürlich die gesamte Familie von Darryl. Er hatte insgesamt 4 Töchter, welche alle, selbst die Kleinste, Englisch UND Deutsch sprachen. Da seine Frau eine Deutsche war, redete sie tagsüber mit den Kindern auf Deutsch und sobald Darryl nach Hause kam wurde Englisch gesprochen. Man konnte keinen Akzent hören oder so etwas wie Wortfindungsschwierigkeiten feststellen. Sie beherrschten beide Sprachen perfekt! Ich war total begeistert und beeindruckt. Das Hauptgesprächsthema am Kaffeetisch war natürlich bei allen die Flut. Sie erzählten, dass morgen (Freitag) der Höchststand der Flut eintreten und 24 Stunden bleiben sollte. Somit war nun endlich ein Ende in Sicht. Wahrscheinlich könnten wir schon Mitte nächster Woche wieder in die Stadt fahren.
Wie bereits vorhergesagt, erreichten wir tatsächlich den Höchststand. Hätten wir das alles nicht mit eigenen Augen gesehen, hätten wir es wahrscheinlich nicht geglaubt. Der Fluss war nun rund 12 Meter angestiegen und knapp 10 Mal breiter als sonst. 






 Tatsächlich begann das Wasser auch pünktlich zum Wochenende zu sinken. Am Sonntag war es bereits ein halber Meter weniger. Als Darryl zu uns kam um uns die freudige Nachricht zu überbringen, brachte er auch lauter frisches Gemüse & Obst sowie Eier, Nudeln und Toast mit. All das Essen war von einer Hilfsorganisation namens  SES (State Emergency Service), welche alle Leute, die von der Flut eingeschlossen waren, mit dem Boot anfuhr und Nahrungsmittel mitbrachte. Nun ging es uns wahrscheinlich besser als den Menschen in der Stadt, denn durch die überfluteten Straßen konnten die Regale in den Geschäften/ Supermärkten nicht aufgefüllt werden. Somit hatte man Glück, wenn man noch eine Dose Bohnen oder so kaufen konnte, alles andere war restlos ausverkauft! Da Darryl einmal hier war und Stanley noch im Bett lag, nutzte ich die Gelegenheit und fragte ihn, ob wir vielleicht zu Stanleys Geburtstag in 3 Wochen eine kleine Bootstour machen könnten. Stanleys redete schon lang davon, dass er unbedingt einmal mit dem Boot rausfahren wollte und erzählte das auch immer gleich jedem, in der Hoffnung, einer würde ihn dazu einladen. Da das bis jetzt aber noch nicht passiert war, musste ich nun ein bisschen nachhelfen. Darryl war prinzipiell nicht abgeneigt von der Idee, doch gab es einen Haken. Sein Boot war zu klein bzw. hatte es zu wenig Power, um gegen die Strömung auf dem Fitzroy River anzukommen. Er bot mir aber an, dass wir noch HEUTE mit seinem Boot fahren könnten, wenn wir wöllten. Da die Flut nun zurückging, war heute die letzte Gelegenheit mit seinem Boot zu fahren, denn ab morgen wäre wahrscheinlich der Wasserstand schon zu niedrig. Ohne groß darüber nachzudenken sagte ich ihm zu. Da es Stanley schon bedeutend besser ging und er wieder recht gut laufen konnte, bestand also auch da kein Problem. Sofort ging ich zu Stanley und erzählte ihm von der ‘Vorgeburtstagsüberraschung‘. Er strahlte übers ganze Gesicht, konnte es nicht fassen und freute sich wie ein kleines Kind. Nach dem Mittag ging es auch schon los. Wir stiegen in das kleine Boot und fuhren zuerst in Richtung des großen Flusses. Es war unglaublich wie stark die Strömung hier schon war und nur jemand mit Erfahrung, so wie Darryl, konnte das Boot an den aus dem Wasser ragenden Baumwipfeln und entgegenkommenden Stämmen vorbei manövrieren. Als wir auf ein bisschen freieres „Gelände“ kamen, drehte Darryl den Motor richtig auf und jagten in einem Affentempo über die Wasseroberfläche. Man konnte kaum glauben, dass 9 Meter unter uns eigentlich ein Tal war, in welchem sonst Kühe grasten. Nun ging es noch in die andere Richtung, an Darryls Haus vorbei, hin zur Lagune. Er zeigte uns, noch ein paar andere Nachbarn, welche nur mit dem Boot zu erreichen waren sowie die eigentlichen Grenzen der Lagune. Unter anderem sahen wir auch einen Baum, welcher rund 2 Meter über der jetzigen Wasseroberfläche eine Markierung von der Flut 1992 hatte. Unvorstellbar welche Verwüstung ein solcher Wasserstand mit sich bringen musste. Nach gut einer Stunde legten wir wieder ans Ufer an. Ich wollte gerade aufstehen, als ich plötzlich eine Bewegung neben mir im Wasser wahrnahm. Als ich realisierte, dass da eine Schlange war, sprang ich sofort auf Stanleys Schoß. Er und Darryl amüsierten sich natürlich köstlich darüber und kamen aus dem Lachen gar nicht wieder raus. Es handelte sich dabei nämlich „nur“ um eine Babyschlange, doch auch die war für meinen Geschmack schon zu groß. Außerdem hatten wir ja von den Australiern gelernt, dass nur eine tote Schlange, eine gute Schlange ist! Das sah ich genauso!!





Nach und nach ging die Flut zurück und man sah bereits wieder die ersten Hügel aus dem Wasser ragen. Am Dienstag, also nach 13 Tagen gefangen auf der Farm, konnte man schon nur noch anhand des Schlammes überall erahnen, dass hier vor kurzen eine Flut war. Gegen Mittag tauchte auch plötzlich Gabriel auf, der sonst auch auf der Farm wohnte es aber vor der Flut nicht mehr zurück geschafft hatte. Er erzählte uns, dass die Straßen wieder offen waren und man mit etwas Geschick sowie Allradantrieb in die Stadt fahren konnte. Unser Chef stellte uns frei, ob wir sofort los fahren wöllten, um einkaufen zu gehen oder andere Erledigungen zu machen. Da wir allerdings noch genügend Essen hatten, entschieden wir uns dagegen. Es war aber beruhigend zu wissen, dass man nun wieder fahren und gehen konnte wohin man wollte!