Sonntag, 27. Januar 2013

Der zweite Monat auf der Farm !

01.01. – 22.01.2013

Noch bevor wir auf der Farm ankamen hielten wir an einer der endlos langen Straßen an und bestaunten den Sonnenuntergang, wie wir ihn noch nie gesehen hatten. Er hätte bunter nicht sein können. Als es dunkel war fuhren wir weiter und hatten noch gut 15 km unbefestigte Straße mitten durch den Busch vor uns. Wir wussten das uns hier allesmögliche vors Auto springen konnte, also fuhren wir mit größter Vorsicht. Jedoch waren wir scheinbar eine Art Magnet und so lief uns eine Kuh direkt vors Auto. Das war dann die erste Vollbremsung. Langsam fuhren wir weiter, doch wieder rannten uns Kängurus vors Auto. Teilweise waren sie so nah, dass wir austeigen mussten um nahzusehen, ob wir es nun doch erwischt hatten. Wir machten drei Kreuze als wir ohne größere Zwischenfälle auf der Farm ankamen.


Am ersten Arbeitstag wurde ich als Kfz- Mechaniker eingeteilt und reparierte mit Vladimir die Getriebebox des Mähwerks, während Steffi dem Spotspraying unterteilt wurde. Das hieß, dass sie mit ihrem „Golfmöppl“ und einem großen Tank voller Pestizide auf der Ladefläche durch die Blöcke fuhr und alles vernichtete was nichts mit dem Macadamiabäumen zu tun hatte. Klingt erst einmal einfach aber sie musste mit einer Pistole alles manuell sprühen. Teilweise war so viel zu sprühen, dass sie am Ende des Tages ihre Hände und Arme nicht mehr bewegen konnte.


Ich ärgerte mich wie gesagt derweil mit Vladimir herum. Gott, war das nervig. Er wusste alles besser, behandelte mich wie als würde ich hinterm Mond leben und wenn er was zu sagen hatte, kam nur Kauderwelsch oder „Bleht oder Breht“ heraus. Was auch immer das heißen sollte. Es war definitiv nicht einfach, zudem machte einem die Sonne noch zu schaffen. Heute kam ein neuer Arbeiter auf die Farm. Keith war sein Name. Ein Kerl mittleren Alters, der nur Mist im Kopf hatte. Ich hatte das Vergnügen mit ihm bis zum Feierabend zu arbeiten und ich kann mich nicht daran erinnern, das er ein was Sinnvolles von sich gegeben hat. Allerdings war das ziemlich lustig und er traf auch meinen Humor. Ich musste voraussichtlich die nächsten Wochen mit ihm zusammen arbeiten und die Anlage zum Sortieren der Nüsse reparieren…“ das könnte eine ziemlich lustige Zeit werden.“  dacht ich mir.  Zu meinem Pech ging es mir  abends aber richtig Elend. Halsschmerzen, Schnupfen und Kopfschmerzen. Eine klassische Erkältung. Das Jahr ging ja schon mal gut los. So blieb ich die nächsten vier Tage im Bett, während Steffi weiter ihrem Sprühen nachging und mich in ihren Pausen liebevoll mit Tee versorgte. Da ich mich nun eh erst einmal auskurieren musste, sagte Steffi Darryl auch zu am Wochenende zu arbeiten und ihm zu helfen.
Nachdem Wochenende ging es mir schon viel besser und ich fing wieder an zu arbeiten. Steffi musste wieder sprühen, während ich mit Keith die Förderbänder und den Stahlbau reparierte. Die Arbeit setzte sich aus schweißen, trennschneiden, schrauben und flechsen zusammen. Das war im Prinzip genau mein Ding. Mal bereitete ich für ihn Halbzeuge vor und manchmal schweißte Ich allein, wie zum Beispiel am “Bin“, welcher mich ein paar Tage beschäftigte.



 Mit Keith war es halt immer ein wenig anders. Einmal macht er Witze über mich, mal über andere und manchmal machten wir uns über Klischees lustig. Hier konnte ich den ganzen Mist der sich die letzten fünf Monate angestaut hatte rauslassen und musste Steffi damit nicht mehr auf den Zeiger gehen. In Australien machte sich gerad eine Hitzewelle breit und so überschritten wir das ein oder andere Mal die 39 Grad. Das machte das Schweißen in voller Montur nicht angenehmer. Im Westen Sydneys wurde sogar die 56 Gradmarke geknackt. Überall gab es Waldbrände, glücklicherweise wurden wir aber von diesen verschont. Einmal brannte es auf der anderen Seite des „Fitzroy“ Flusses aber wir bekamen „nur“ den Rauch ab. Wir waren jedes Mal froh, wenn wir uns um drei ausstechen und eine kalte Dusche sowie ein Eis genießen konnten. Einmal lud uns Darryl sogar ein eine Runde bei ihm im Pool zu schwimmen. Das kam wie gerufen. Hier sahen wir Heidi, das Hauskänguru endlich mal von nahen. Auch Apollo, Darryls Hund bekamen wir zu sehen. Er versuchte Heidi ständig zu jagen, doch sie war zu schlau und zu schnell für ihn und das wusste sie. Apollo sprang die ganze Zeit um den Pool und spielte mit Steffi, während ich mein kaltes Bier genoss.






 Als es dann dunkel wurde, fuhren wir wieder zu uns rüber. Keith arbeitete auch am Wochenende und da die Anlage so schnell es geht fertig werden sollte, redete ich mit Darryl und arbeite das Wochenende durch. Er ließ einen großen Kran kommen, der nur übers Wochenende da war und so brachten wir alle Förderbänder und Maschinen an seinen Platz und hefteten sie an. Teilweise durfte ich auch mal den Kran bedienen und zudem fuhr ich auch ab und zu den großen Radlader. Hier wurden Kindheitswünsche war! Auch am Wochenende knackten wir die 40 Grad und an der Anlage gab es keinen Schatten. Das konnte nur gut für unseren Teint sein.
Keith musste nach dem Wochenende wieder seiner richtigen Arbeit nachgehen und so arbeite ich allein an der Anlage weiter. Steffi bekam endlich mal ein wenig Ablenkung in ihrer Arbeit und musste Wespenlarven an den Bäumen verteilen. Das ist im Vergleich zum Sprühen eine relativ angenehme Arbeit. Die Hitzewelle riss nicht wirklich ab und so pegelten sich die Temperaturen wieder um die 36 Grad ein. In der Mitte der Woche kam endlich der langersehnte Regen und kühlte alles ein wenig ab. Geoff nahm uns heut mit in die Stadt, sagte uns aber nicht wohin es geht und was er so richtig vorhatte. Wir waren gespannt. In Rockhampton regnete es mittlerweile in Strömen und plötzlich hielten wir vor einem kleinen Laden mit der Aufschrift „Cheesecake factory“ an. Wir mussten lachen, da Geoff uns ein paar Tage zuvor ein Stück American Cheesecake spendiert hatte, den er von der Nachbarin bekommen hatte. Wir waren so begeistert von diesem, dass er sich das scheinbar gemerkt hatte. Tja und nun standen wir hier vor einer Theke mit einer großen Auswahl an verschiedensten Sorten von Kuchen. Einer sah leckerer als der andere aus und am liebsten wären wir mit einer großen Gabel bewaffnet hinter die Theke gestürmt. Geoff ließ uns die Auswahl treffen und zahlte dann auch noch. Es fetzte ihm wirklich uns was auszugeben oder uns eine Freude zu machen. Wir fühlten uns immer nicht so wohl bei der Sache und wollten auch mal was ausgeben aber das lehnte er immer strikt ab. Zu allem Überfluss spendierte er uns dann auch noch ein Abendessen. Langsam kam es mir so vor, als wären wir die Enkel die er nie hatte oder so was in der Art. Wir waren nichtsdestotrotz dankbar und wollten uns demnächst erkenntlich zeigen.

Ich arbeitete bis zum Rest der Woche weiter an der Anlage und durfte am Freitag wieder mit dem Ferris mähen. Gleich zu Beginn schaffte ich es mal wieder eine riesige Wasserleitung auf zu reißen, direkt neben dem Bürogebäude. Eine 4m hohe Wasserfontäne schoss aus dem Boden und nirgendswo war ein Ventil zum Abdrehen zu sehen. Nach zehn Minuten kam Darryl an, schleckte gemütlich an seinem Eis weiter und sagte:“ No worries!“. Die Australier erstaunen mich immer wieder, so manch ein Chef hätte mir in Deutschland wahrscheinlich den Kopf abgerissen. Als die Uhr heute drei schlug, war ich froh das Wochenende war. Immerhin hatte ich 12 Tage durchgearbeitet.
Nach einem erholsamen Wochenende ging es  für uns wieder ans mähen und sprühen. Diese Woche war es nicht ganz so heiß, da es ab und zu mal regnete. Darryl war ziemlich schlecht gelaunt da ein Wertschätzer da war, der den Wert der Farm berechnete. Darryl rannte den ganzen Tag quer über die Farm mit ihm. Als ich den Schätzer von nahem sah hatte er doch wirklich eine  Mütze auf, auf der stand „grimmig“. Da wusste man ja schon alles. Steffi und Ich mussten diese Woche nur bis Dienstag arbeiten da wir dafür am Wochenende arbeiten sollten. Keith wollte auch kommen und so könnten wir die Anlage endlich fertig stellen.
An den Wochenenden blieben wir meist auf der Farm da wir sparen wollten. Wir fuhren jeden Samstagmorgen in die Stadt zum Einkaufen und direkt zurück zur Farm. Wir nutzten lediglich ein einziges Wochenende um in Emu Park schwimmen zu gehen. Wir suchten uns diesmal ein etwas ruhigeres Plätzchen am Strand und als wir diesen betraten, knisterte und knackste es unseren Füßen nur so vor sich hin. Als wir nach unten sahen bemerkten wir, dass wir auf tausenden von Muscheln standen. Es war nicht wie sonst das sich die Muscheln über den Sand verteilten, sondern hier war kein Sand weit und breit zu sehen. Nur Muscheln in den verschiedensten Größen. Wir sprangen ins Wasser und genossen die Abkühlung. Nach gut 2 Stunden Badespaß ging es dann wieder zurück auf die Farm. 





 
Johno, einer der Farmmitarbeiter, hatte mich eingeladen mit zur Wildschweinjagd zu kommen, also wartete ich abends noch auf ihn. Gegen 21 Uhr kam ein großer Pickup angefahren mit riesigen Suchscheinwerfern und auf der Ladefläche standen vier große, bullige Jagdhunde mit bunt-blinkenden Halsbändern und Brustpanzern. Wie wir schon mal erwähnt hatten, geht ein Australier erstens nur mit Messer und Hund bewaffnet jagen und zweitens, machen sie dies nur zum Spaß. Ich bin eigentlich kein großer Fan vom Tiere töten aber es war wieder eine Erfahrung mehr. Nun wurde die Sache also ernst. So langsam war ich schon ein wenig aufgeregt. Johno hatte seine zwei Kumpels Sam und Hayden mitgebracht. Beide waren erfahrene Jäger. Hayden hatte sogar seine kleinen 4 jährigen Kinder mit, also konnte es ja eigentlich nicht so schlimm werden. Ich holte eine Taschenlampe und schnallte mein Leatherman Taschenmesser um. Man kann ja nie wissen. Steffi blieb bei der Farm, ihr war das alles nicht so richtig geheuer und sie wusste nicht wirklich ob ich heil wiederkomme. Ich stellte mich hinten zu Johno und den Hunden auf die Ladefläche und schon ging es los. Da heute auf der Farm gejagt wurde,  fuhren wir die Blöcke ab und warteten bis die Hunde eine Spur aufnahmen. Langsam fuhren wir an jeder Baumreihe vorbei und leuchteten mit dem Scheinwerfer hinein. Die Schweine könnten überall sein. Schon nach einer halben Stunde rochen die Hunde etwas. Wenn sie anfingen zu jaulen, hatten sie etwas wahrgenommen und sobald sie bellten, waren es Schweine. Die Hunde wurden immer nervöser, also schickten wir sie los. Alle Lichter wurden ausgemacht und nun sah man nur noch vier blinkende Lichter in Reih und Glied durch die Reihen jagen. Wir warteten und lauschten auf ein Grunzen oder Bellen. Das Herz schlug immer schneller. Sobald wir was gehört hätten, wären wir losgerannt und den Hunden hinter her gelaufen. Im Prinzip wäre das so abgelaufen das die Hunde das Schwein an den Ohren zu Boden reißen und dort halten bis der Jäger kommt, das Schwein an den Hinterbeinen festhält und sein Messer ins Herz rammt. Das klingt ziemlich brutal und das ist es auch aber die Australier sind da sowieso etwas „anders“. Nun ja, die Hunde hatten diesmal aber nichts gefunden bzw. die Fährte verloren. Und so kamen sie zurück gedackelt und die Suche ging weiter. Wir suchten die ganze Nacht und die Hunde schlugen auch ein paar Mal an aber die Schweine waren schlauer und schneller als wir. Wir fuhren zurück zu Steffi und pausierten eine Stunde. Wir saßen draußen, tranken unseren Kaffee unter dem Sternenhimmel und während die Hunde schliefen, erzählte Hayden Geschichten von seinen Jagdausflügen im Northern Territority  und Schweinen, die einen bis zur Hüfte reichten. Es war absolut packend und spannend im zuzuhören. Halb eins ging es auf zur Runde zwei. Doch auch hier hatten wir wieder kein Glück. Es gab eine Stelle an der die Hunde immer wieder anschlugen, also entschieden wir uns zu Fuß weiterzugehen. Jetzt wurde es ernst. Johno blieb am Auto bei den Kindern und wir verließen das Farmgelände und liefen mit den Hunden ins Dickicht, wo man auch auf Schlangen achten musste. Wir liefen immer weiter ins Tal und folgten den Hunden. Irgendwann wurde mir auch bewusst,  dass ich mit zwei wildfremden, bis an die Zähne bewaffneten Kerlen und vier Jagdhunden allein im Wald herum lief. Da wurde mir kurzzeitig anders aber ich glaube, ich hatte einfach nur schon zu viele Horrorfilme gesehen. Wie dem auch sei, überlebten ich sowie die Wildschweine auch. Wir hatten kein einziges Schwein gefunden und so ging es zurück zu den Farmgebäuden, wo sie mich absetzten und zur nächsten Farm fuhren. Auch wenn wir kein Glück hatten, war es doch absolut spannend bis zur letzten Minute.

Samstag, 26. Januar 2013

HAPPY NEW YEAR !!

27.12.2012 - 01.01.2013

Nachdem wir Beverly und Ross verabschiedeten hatten, da sie wieder nach Standown auf ihren Campingplatz fuhren, hatten wir noch knapp eine Woche in Bundaberg bis wir wieder auf der Farm arbeiten mussten. Wir hatten uns einiges vorgenommen und freuten uns auf noch ein paar Tage „Urlaub“. Als wir im November bereits in Bundaberg waren, wollten wir unbedingt eine Führung am Strand bei Nacht machen, bei der man die Schildkröten beim Eier ablegen beobachten konnte. Damals kam uns allerdings das Jobangebot dazwischen und so blieb keine Zeit mehr dafür. Das wollten wir nun nachholen. Ich war schon total aufgeregt und gespannt was wir alles im Dunkeln am Strand sehen würden. Doch zuerst mussten wir uns noch Tickets im Informationszentrum kaufen. Leider wurde uns da aber mitgeteilt, dass bereits bis in die erste Januarwoche alle Führungen ausgebucht waren und wir keine Chance hatten noch irgendwo mit reinzukommen. Damit wurde also das erste unserer Vorhaben zerschlagen. Etwas geknickt fuhren wir nach Hause und überlegten, was wir stattdessen machen könnten. So richtig wollte uns aber nichts einfallen und so ließen wir den Abend mit indischem Curry & Reis vor einer Kirche mitten in der Stadt, mit einem riesigen, buntgeschmückten Weihnachtsbaum im Hintergrund, ausklingen.
Die nächsten Tage genossen wir unser klimatisiertes Zimmer und schliefen aus. Danach setzten wir uns meist zu den Mädels ins Wohnzimmer, da wir dort noch die ein oder andere lustige Geschichte zu hören bekamen. Nach den eher ruhigen Vormittagen, packte uns nachmittags öfters die Lust etwas zu unternehmen. Stanley fiel natürlich sofort etwas ein, was er gern tun würde. Ohne, das er ein Wort sagen musste, wusste ich auch was. Tanya hatte bereits zu unserer Ankunft ihr BMX wieder für Stanley bereitgestellt und nun wartete es sehnsüchtig in der Garage auf ihn. Schnell war das Rad ins Auto verladen und dann konnte es auch schon losgehen. Diesmal zog es uns nach Moore Park, wo es Stanley der kleine, bunte Skatepark direkt am Strand schon beim letzten Mal angetan hatte. Sobald er auf dem BMX saß, war er sofort wieder in seinem Element. Auch wenn er des Öfteren unzufrieden mit sich war, staunte ich die ganze Zeit, wie gut doch alles wieder funktionierte. Es machte Spaß ihm zu zuschauen und ihn zu beobachten, wie er die ganze Zeit über ein Lächeln auf den Lippen hatte. Während er seine Runden drehte und Tricks ausprobierte, sprang ich mit der Kamera um ihn herum. Am Ende des Tages war Stanley total geschafft. Ihm tat alles weh und er wollte nur noch eine kalte Dusche. Doch statt der Dusche wählte er kurzer Hand eine andere Art der Abkühlung und sprang samt Klamotten einfach ins Meer. 


Am nächsten Tag durfte ich entscheiden wo es hingeht und was wir machen. Natürlich musste ich da auch nicht lang überlegen, denn wir wollten beide nochmal unbedingt Schnorcheln gehen. Die perfekte kleine Bucht dafür hatten wir bereits bei unserem letzten Aufenthalt hier gefunden. Als wir jedoch in Bagara ankamen, konnten wir unseren Augen nicht trauen. Von dem kleinen, niedlichen, verlassenem Strand war nichts mehr zu sehen. Stattdessen lag da Mensch an Mensch und im Wasser kämpfte auch jeder um ein kleines Stückchen „Meer“ für sich allein. Wir hatten etwas außer Acht gelassen. In Australien war gerade Hochsommer und das hieß 6 Wochen Schulferienferien. So gern wir auch Schnorcheln wollten, auf dieses Gedrängel hatten wir keine Lust. Stanley fiel ein, dass uns jemand erzählt hatte, dass es weiter südlich ebenfalls schöne Buchten zum Schnorcheln geben sollte. Keine 2 Minuten später saßen wir bereits wieder im Auto und fuhren in Richtung Coral Cove. Was wir dort allerdings vorfanden, waren keine kleinen, gemütlichen Strände, sondern schwarzes, scharfkantiges Vulkangestein, welches zwischen dem Meer und Festland eine Art Trennlinie bildete. Da wir nun einmal hier waren, wollten wir uns das aber auch genauer anschauen. Wir liefen hinunter zu den Felsen und genau in diesem Moment kamen Leute aus dem Wasser geklettert, die dort tatsächlich schnorchelten. Also waren unsere Informationen gar nicht so falsch gewesen. Jedoch hatten die im Gegensatz zu uns Schwimmflossen, mit denen sie gegen die Strömung ankamen. Ohne die würde man sofort gegen die Felsen gedrückt werden. Wir schauten ihnen noch eine Weile zu und kletterten auf den schwarzen Steinen herum. Irgendwann wurde es aber einfach zu warm. Es waren rum 33 Grad und wir wollten jetzt unbedingt auch ins kühle Nass springen. Zum Glück war keine 5 Minuten entfernt ein Strand an dem man baden gehen konnte. Schnell breiteten wir unsere Handtücher im heißen Sand aus und stürzten uns in die Wellen. Auch hier waren wir nicht allein, doch verteilten sich die Massen etwas, da der Strand groß genug für alle war. Unsere Abendplanung bestand heute aus einem ganz besonderen Programm. Zuerst holten wir uns mal wieder etwas zu essen vom Inder und setzten uns runter an den Fluss. Da sich der Himmel langsam in rot-orange Töne verfärbte und die Kakadus auf den Bäumen hinter uns wieder zu singen (krächzen) begannen, hatten wir ein perfektes Ambiente für ein romantisches Dinner. 



Gerade als wir mit dem Essen fertig waren und die Sonne gleich hinter den Brücken der Stadt untertauchte, begann erst das eigentliche Spektakel. Plötzlich wurde es unheimlich laut und man sah aus den Mangrovenbäumen am Fluss vereinzelt Flughunde aufsteigen. Gespannt schauten wir weiter in die Richtung und dann ging es los. Mit einem Mal kam eine riesige Schar Flughunde aus den Mangroven geschossen. Sie formten am Himmel eine Art Strom, der nicht abriss. Etwa 10 Minuten lang schwärmten 10.000 oder mehr Flughunde aus, um auf Beutezug zu gehen. Sie flogen in einer riesigen Formation über den Fluss, schlugen Haken, kreisten über unseren Köpfen und trennten sich letztendlich in 2 Gruppen auf. Eine folgte dem Fluss stromaufwärts und die andere stromabwärts. Nach ca. 20 Minuten war die Show vorbei. Alle Flughunde waren verschwunden und hatten sich wahrscheinlich über die gesamte Stadt verteilt. Wir beide starrten aber immer noch zum Himmel und waren wie verzaubert von solch einem atemberaubenden Anblick.



Am nächsten Tag waren wir allein daheim und verbrachten die meiste Zeit drinnen vorm Fernseher. Wir gingen nur einmal raus, um in den Pool zu springen, doch für alles andere war es einfach zu heiß. Als Tanya mit den anderen wieder nach Hause kam, wurde spontan entschlossen schon heute auf eine Art Vor-Silvester-Party zu gehen. Als die Mädels abends endlich mit „Aufhübschprogramm“ fertig waren, ging das Vorglühen los. Ohne groß drum herum zu reden wurden sofort die Spielkarten gezückt und wir waren schon mitten drin in einem Trinkspiel. Dazu muss man sagen, wenn man wollte, konnte man dem „trinken müssen“ in dem Spiel etwas entgehen, doch eben nur wenn man wollte. Stanley und ich schafften es gut durch das Spiel, doch die anderen tranken wirklich auf Angriff. Es war ein bisschen wie ein Wettkampf, wer zuerst betrunken wurde. Wir beide hatten jedenfalls eine Menge Spaß dabei, denn wir waren die einzigen, die danach noch klare Sätze zustande bekamen. Eigentlich müsste man ja denken, dass nun die Party womöglich ins Wasser fällt, da niemand mehr in der Lage war etwas zu tun, doch falsch gedacht! Wir haben keine Ahnung wie sie das gemacht haben, doch ca. 20 Minuten später waren alle wieder top fit. Die Mädels standen anscheinend im Training was das anging. Gegen 23 Uhr fuhren wir dann los zur ‘Sugarland Tavern‘, der Partylocation für heute und morgen Abend. Neben einer Diskothek, der Livebühne für die Bands und dem aufgeschütteten Strand im Außenbereich, gab es auch noch im Eingangsbereich eine Menge Spielautomaten, an denen die Leute Unmengen von Geld ließen. Heute war es allerdings noch recht entspannt hier. Man musste sich nicht durch drängeln, um an die Bar oder auf die Tanzfläche zu kommen. Im Großen und Ganzen also ein recht angenehmer, lustiger Abend. 


Das einzige was uns aber trotzdem immer wieder die Laune vermieste, waren die Getränkepreise. In Deutschland war man es gewohnt für rund 5 – 7 € einen guten Cocktail zu bekommen, hier bezahlte man locker das Doppelte. Zumal wir noch feststellen mussten, dass unser Tequila Sunrise wie ein kalter Aschenbecher schmeckte. Gegen 3 Uhr packte uns dann die Müdigkeit und wir fuhren mit dem Taxi heim. Die anderen dagegen blieben noch bis 5 Uhr morgens dort und hätten wahrscheinlich auch noch länger machen können, wenn nicht der Club irgendwann geschlossen hätte … tzz, die Jugend heutzutage! ;-)
Während es uns am nächsten Morgen verdächtig gut ging, hatte der Rest ein wenig mit sich zu kämpfen. Was ja auch kein Wunder war, wenn man rund 10 Tequila (4cl) innerhalb 1,5 Stunden getrunken hatte … um ehrlich zu sein verstanden wir schon nicht, wie man danach überhaupt noch stehen konnte. Trotzdem waren alle zuversichtlich, dass sie bis zum Abend wieder fit werden für die große Silvestersause. Nachmittags fuhren Stanley und ich nochmal in die Stadt, da wir noch etwas für Tanyas Eltern und sie selbst als Dankeschön besorgen wollten. Wir kamen uns immer noch etwas schlecht vor, da wir unerwartet etwas zu Weihnachten bekommen hatten und auch allgemein so nett umsorgt wurden, während wir hier waren. Als wir wiederkamen, waren bereits die ersten Freunde von Tanya gekommen. Dabei handelte es sich überwiegend um noch mehr Mädels. Gegen 18 Uhr brach dann auch langsam Hektik aus. Jedes Mädel führte 3 verschiedene Outfits vor, steckte die Haare hoch um sie letztendlich doch offen zu tragen und verbrachte ungelogen 2 Stunden vorm Spiegel mit unzähligen SchminkKOFFERN! Ich war ja schon einiges gewohnt aber das war einfach unfassbar. Ich hatte teilweise das Gefühl, dass erst eine Make-up-Schicht aufgetragen und gewartet wurde bis diese getrocknet war, um gleich danach die 2,3 sowie 4 Schicht aufzuspachteln. Im Durchschnitt dauerte diese ganze „Vorbereitungphase“ um die 3 – 4 Stunden. Mittlerweile waren noch mehr Leute eingetroffen, die sich ungelogen die letzten 2 Stunden einfach nur gelangweilt hatten. Die Jungs wurden auch langsam etwas mürrisch und wollten mit dem ersten Trinkspiel beginnen. Gegen 22 Uhr hatten die Ladies es dann aber endlich geschafft. Sie waren fertig. 


Sofort wurde wieder das Spiel begonnen, welches wir bereits am Vorabend gespielt hatten. Doch mitten im Spiel, rannten immer wieder mal Leute weg und es kamen neue dazu, sodass letztendlich jede den Überblick verlor und das Ganze abgebrochen wurde. Doch die Jungs ließen sich davon nicht beirren und starteten sofort ein anderes Trinkspiel. Das witzige daran war, dass hier jetzt jeder singen musste und richtig Stimmung aufkam. Stanley und ich haben Tränen gelacht, da die meisten wirklich mit voller Hingabe dabei waren. Es war herrlich. Kurz darauf wurde allerdings auch dieses Spiel beendet, warum auch immer. Gegen 23.30 Uhr fuhren wir dann alle gemeinsam zur ‘Sugarland Tavern‘. Wir schafften es gerade noch ein Getränk an der Bar zu bestellen, damit wir etwas zum Anstoßen hatten und danach wurde auch schon auf die Tanzfläche gestürmt. Der Countdown lief bereits: „10, 9, 8, 7…. 3, 2, 1 HAPPY NEW YEAR!!!“. Alle fielen sich kurz in Arme und beglückwünschten sich. Doch es schien eher so, dass jeder nur 3 Leuten gratulierte und zwar den ersten dreien, die man zu Gesicht bekam. Wir waren etwas verwirrt, denn angestoßen wurde nun auch nicht mehr. Es ging einfach weiter wie immer. Stanley und ich liefen dann noch raus auf die Straße, um zu schauen, ob wir wenigstens noch irgendwo ein Feuerwerk sehen konnten. Allerdings war weit und breit nichts zu sehen. Keine Raketen oder ähnliches, nicht einmal Silvesterknaller waren zu hören. Etwas enttäuscht gingen wir wieder hinein, doch wir ließen uns nicht die Laune verderben. Wir tanzen und feierten noch viele Stunden mit den anderen und hatten eine Menge den Mädels in ihren Minikleidern und 15cm Absätzen beim Tanzen zu beobachten. Wenn dann auch noch das Rhythmusgefühl aufgrund des Alkoholpegels nachließ, musste man sich wirklich das ein oder andere Mal das Lachen verkneifen. Einerseits liefen sie herum, wie als würden sie auf eine Gala gehen wollen, doch andererseits wussten sie nicht, wo ihre Grenzen beim Trinken lagen. Wir dagegen wussten, dass wir gegen halb 4 Uhr morgens unsere Grenze erreicht hatten und fuhren mit einem Taxi nach Hause, wo wir nur noch in unser Bett fielen.
Der nächste Morgen hielt wieder einmal eine Überraschung für uns bereit. Gegen 8 Uhr wurden wir etwas unsanft aus dem Schlaf gerissen, da im Wohnzimmer eine unglaubliche Lautstärke herrscht. Als wir nachschauen gingen, erzählten uns alle sofort die wildesten Geschichten der letzten Nacht. Unter anderem auch, dass sie erst vor einer Stunde heim gekommen waren und gleich durchmachen wollten bis zum Abend. Dazu fiel uns nichts mehr ein. Wir legten uns noch ein paar Stunden hin und fingen gegen Mittag an, all unsere Sachen zu packen und ins Auto zu laden. Heute war unser letzter Urlaubstag und das hieß, dass wir zurück auf die Farm fahren mussten. Wir verabschiedeten uns von Tanya und dem Rest und machten uns wieder auf den Weg zurück nach Rockhampton.

Dienstag, 22. Januar 2013

Weihnachten Down Under !


24.12. – 26.12.2012

Da wir am frühen Nachmittag in Bundaberg sein wollten, begannen wir schon zeitig mit dem Sachen packen und Auto einräumen. Das letzte Mal waren ja unzählige Baustellen auf der Strecke, die viel Zeit in Anspruch nahmen. Diesmal allerdings hatten wir Glück. Anscheinend wurden alle Straßenarbeiten noch rechtzeitig vor Weihnachten beendet und so waren wir bereits gegen 14 Uhr ins Bundaberg. Da wir nicht wussten inwieweit wir über die Feiertage versorgt werden bzw. wie überhaupt alles abläuft, entschlossen wir doch noch schnell einkaufen zu fahren. Als wir an dem Haus der Thieles ankamen, begrüßten uns Ross und Beverly herzlich und zeigten uns unser Zimmer für die nächsten Tage. Diesmal wohnten wir mit auf der oberen Etage bei ihrer Tochter Tanya. Uns war bereits jetzt bewusst, dass wir wahrscheinlich zu nicht viel Schlaf kommen werden, da Tanya und ihre Freunde gern bis früh um 5 Uhr lautstark Party machten. Aber im Moment interessierte uns das nicht so, da wir einfach froh waren hier sein zu dürfen. Nachdem wir unsere Sachen auf unser Zimmer gebracht hatten, gingen wir runter zu Ross und Bev. Die beiden waren bereits voll vertieft in den Vorbereitungen für das morgige Weihnachtsessen. Natürlich boten wir sofort unsere Hilfe an und eh ich mich versah schnitt ich Erdbeeren, knackte die Schale eines riesigen Flusskrebses und richtete Hühnchen auf einer Platte an. Ich habe keine Ahnung warum aber Stanley wurde zu keiner Arbeit `verdonnert`. Er saß die ganze Zeit nur mit am Tisch und schlürfte einen selbstgemachten Melonen-Pina Colada von Bev nach dem anderen.



Gegen Abend kamen dann auch Tanya und ihre Freundin Natta nach Hause. Nun ging die Diskussion ums heutige Abendbrot los. Ross liebte es zu essen und entschloss uns allen eine große Pizza auszugeben. Tanya, Natta, Stanley und ich fuhren also los zur nächsten Pizzeria, um dort die Großbestellung aufzugeben. Bevor wir aber in den Laden reingehen konnten, mussten wir erst an einem Weihnachtsmann vorbei. Der hatte sich mit einem kleinen Tisch und 2 Stühlen vor der Pizzeria breit gemacht und versuchte weihnachtliche Stimmung zu verbreiten. Uns kam er eher ein wenig angesäuselt vor, aber na gut. Damit er Ruhe gab willigten wir ein schnell ein Foto mit ihm zu schießen. 


Als wir wieder daheim ankamen, waren mittlerweile auch Shawn, der Bruder von Tanya, und Demi seine Freundin gekommen. Da die Australier erst am 25. Dezember Weihnachten feiern, war es für sie also noch ein ganz normaler Abend. Doch für Stanley und mich war es bereits Heiligabend und auch wenn wir den Tag auf eine ganz andere Art und Weise als gewöhnlich verbrachten, waren wir glücklich bei Leuten zu sein die wir kannten und mochten.  Nachdem wir noch eine Weile zusammen gesessen, weiter Melonen-Pina Coladas getrunken und viel gelacht hatten, verabschiedeten wir uns und gingen auf unser Zimmer. Nun war es Zeit für die Bescherung. Feierlich überreichten wir uns gegenseitig die Geschenke und wir hatten es tatsächlich geschafft, dass der jeweils andere nicht auch nur einen Hauch einer Ahnung hatte, was er bekommt. Es war nicht immer ganz einfach gewesen, da wir schließlich 24 Stunden 7 Tage die Woche zusammen verbrachten aber  irgendwie hatte es geklappt.  
Am nächsten Morgen versammelte sich 8.30 bereits die gesamte Familie um den Frühstücktisch, der im Garten aufgestellt war. Aus dem Wohnzimmer ertönten die verschiedensten Weihnachtslieder, die meisten davon kannten wir auch bzw. waren einige sogar auf Deutsch. Ross erzählte uns, dass es eine Art Tradition bei ihnen wäre, dass er an jedem Weihnachtsmorgen seiner Frau Beverly die erste Strophe des Liedes „Stille Nacht, heilige Nacht“ auf Deutsch vorsang. Wir versuchten ihn zu ermutigen es noch einmal vor uns bzw. mit uns zu singen, doch er hatte die Befürchtung alle zu vergraulen, da er nicht der beste Sänger war. Bevor es nun zum eigentlichen Frühstück kam, wurde jedem ein Glas Champagner mit Erdbeeren gereicht. Das war der Startschuss für das australische Weihnachtsfest. Während Ross nun auf dem Elektrogrill Eier brutzelte und nebenbei den Truthahnschinken auf unsere Teller verteilte, war Beverly nur mit einer Sache beschäftigt - sie achtete penibel darauf, dass bei ja keinem auch nur das Glas ansatzweise leer wurde. Stets mit der Champagnerflasche bewaffnet stand sie da, in ihrem selbstgebastelten Weihnachtsbaumkostüm mit rot-grün glitzernden Girlanden und bunten Baumkugeln, die an ihrem Kleid befestigt waren.





Nach dem Frühstück bzw. 4 Sektgläsern später war es Zeit für die Bescherung. Wir waren wirklich gespannt, da wir ja wussten wie spannend Geschenke auspacken sein konnte und wie viel Spaß es machte die freudigen Gesichter zu sehen. Etwas enttäuscht mussten wir allerdings mit anschauen, wie sich jeder einfach nur das Geschenk zu schob …ohne ein Danke, ohne jegliche Emotionen. Mit einer Selbstverständlichkeit wurde Geschenkpapier abgerissen und der Inhalt zur Seite gestellt. Nach dem ersten kurzen Schock bemerkten wir, dass Tanya uns auch etwas hingestellt hatte. Jetzt fühlten wir uns richtig schlecht, dass wir nicht doch noch etwas Kleines für alle besorgt hatten. Wir packten das Geschenk aus und zum Vorschein kam Lindtschokolade, zur Freude von Stanley, sowie ein Briefumschlag mit einer Weihnachtskarte und Rubbellosen darin. Wir freuten uns wirklich sehr darüber und bedankten uns bei ihr. 


Nachdem jeder seine Geschenke hatte, sprangen alle vom Tisch auf und es ging los mit dem Vorbereiten des Mittagessens. Dieses wurde in Australien besonders zelebriert. Die ganze Verwandtschaft wurde eingeladen und Freunde die spontan vorbeischauten, waren auch gern gesehen. Los ging es mit der Vorspeise, den Garnelen. Im Gegensatz zu Stanley liebe ich Garnelen und freute mich schon seit dem Vortag darauf, auch wenn ich die 15 Kg, die in der Kühltruhe auf uns warteten, etwas übertrieben fand. Ungeschält kamen die Garnelen auf den Tisch und kurz darauf schmatzte es schon aus jeder Ecke. Leider haben es die meisten Australier nicht so mit Gewürzen, denn es gab keinen Dip oder geschweige denn Salz & Pfeffer dazu. Da ich nicht rumnörgeln wollte, aß ich sie auch wie alle anderen „ohne alles“, doch nach 5 Stück hatte ich genug. Der Rest dagegen konnte gar nicht wieder aufhören und so wurden knapp 4 kg allein als Vorspeise verputzt. Als endlich das kalte Buffet aufgetischt wurde, war Stanley mehr als glücklich, denn sein Magen knurrte mittlerweile. Wie ein ausgehungertes Wolfsrudel stürzten sich sofort alle darauf. Es gab Truthahnschinken & -rolle, Hähnchen, Flusskrebsfleisch, Kartoffel-, Nudel-, Kraut- und Krebsfleischsalat sowie noch einmal Garnelen. Da wir aus unseren Fehlern gelernt hatten, packten wir uns unseren Teller randvoll und stapelten so viel wie möglich übereinander. Denn tatsächlich holte wieder keiner einen zweiten Teller nach oder ging noch einmal zum Buffet „naschen“. Während des Essens kam immer wieder das Gesprächsthema „Flusskrebs“ auf und alle konnten nicht fassen, dass wir noch nie einen lebendig gesehen hatten. Das konnte definitiv nicht so bleiben. Keine 10 Minuten später stand Beverlys Neffe mit einem Riesenflusskrebs in der Hand vor uns. Sofort schnitt er die Schnüre auf, welche um seine Scheren gebunden war und erst jetzt sahen wir wie groß er wirklich war. Er hätte können locker Schuhe oder sogar Knocken mit seinen monströsen Scheren und den Zähnen darauf durchtrennen können. Etwas zögerlich wagte es Stanley den Krebs in die Hand zu nehmen. Er begutachtete ihn von allen Seiten und ließ sich jedes Detail genau erklären. Ich selbst hielt den Flusskrebs zwar auch in der Hand, gab ihn aber gleich wieder ab, da er doch ziemlich schwer war und man ihn nur mit einer Hand halten konnte. Auch bei dem Angebot ihm die Schnur um die Scheren zu wickeln, lehnte ich dankend ab. Ich wollte meine Finger doch noch ein Weilchen behalten! 



Während die halbe Familie mit uns und dem Krebs beschäftigt war, tischte der Rest schon den Nachtisch auf. Uns erwartete nun eine absolute KalorienBOMBE: typisch australischer Weihnachtsfruchtkuchen auf einem Vanille-/Schokoeisbett mit einem Löffel „Schmand“  und als Krönung noch mit Sahne sowie Brandy-Vanillesoße übergossen. Als „Schmand“ bezeichneten Stanley und ich eine Art Delikatesse der Australier, die eher danach aussah, als hätte sich ein Kind in der Küche ausgetobt. In einer großen Schüssel befand sich eine Art Kuchen, welcher in Alkohol getränkt war, über den dann Wackelpudding, Dosenfrüchte etc. geschichtet wurden und worauf zu guter Letzt auch noch eine dicke Sahneschicht kam. Alles in allem müssen wir aber zugeben, dass das Ganze recht lecker war, auch wenn es nicht sonderlich ansprechend aussah.



 Als Nascherei zwischendurch  wurden später auch noch selbstgemachte Rumkugeln auf den Tisch gestellt, welche nicht nur mit Aroma sondern gleich mal eine halbe Flasche Rum beinhalteten. So langsam begriffen wir auch mit welchem Hintergedanken die Australier Weihnachten feierten. Es war einfach eine super Gelegenheit von früh bis spät zu trinken. Stanley und ich legten über den Mittag mal eine längere Trinkpause ein, da wir schon etwas ferngesteuert herumliefen. Doch den anderen merkte man nicht das Geringste an. Sie schütteten kräftig Bier, Sekt, Rum-Cola oder andere Mixgetränke in sich hinein und das bei 30 Grad im Schatten.


 Als gegen späten Nachmittag auch immer mehr Freunde von Tanya auftauchten um mit uns zu feiern, konnten wir uns allerdings dem Trinken nicht mehr entziehen. Eigentlich hatten wir uns beide schon darauf gefreut abends noch mit auf die Party zu gehen, doch schon gegen 20 Uhr merkten wir, wie uns langsam alles zu viel wurde und uns die Müdigkeit übermannte. Irgendwie schafften wir es sogar noch bis ca. 22 Uhr durchzuhalten und nicht mit der Stirn auf der Tischkante aufzutippen. Doch dann konnten wir nicht mehr. Still und heimlich schnappten wir schnell unsere Sachen und schlichen wankend die Treppen hinauf zu unserem Zimmer, wo wir einfach nur noch auf unser Bett fielen und sofort einschliefen.  
Am nächsten Tag konnten wir glücklicherweise ausschlafen. Erst gegen halb 10 wurden wir durch den Duft von Pancakes wach. Keine 5 Minuten später saßen wir auch schon mit allen am Tisch im Wohnzimmer und ließen uns die Leckerei schmecken. Gegen Mittag nahmen uns Beverly und Ross mit auf eine kleine Ausfahrt. Sie wollten uns die Umgebung ein bisschen genauer zeigen und fuhren mit uns zuerst einmal zum wichtigsten Bauwerk Bundabergs, der Rum-Fabrik. Australier liebten ihren Rum und vor allem die Leute in Bundaberg waren stolz wie Oscar. Danach ging es weiter nach Burnetts Heads, einem kleinen Hafen mit vielen Jachten und Segelschiffen. Mehr als aus dem Auto steigen, schnell Fotos machen und wieder ins Auto einsteigen war allerdings nicht rauszuholen. Wir merkten langsam, dass Ross anscheinend ein bisschen Zeitdruck hatte und uns wirklich alles nur „kurz“ zeigen wollte. Der letzte Stopp für heute sollte der Hummocks Lookout sein, der auf einem winzigen Berg oder sagen wir lieber Hügel war. Hier konnte man wohl mit die teuersten Grundstückpreise in Bundaberg finden, denn das war der einzige Berg weit und breit in der Region. Nur von hier konnte man über die Stadt, die umliegenden Felder und Farmen blicken sowie das Meer und den Hafen sehen. Zufälligerweise war auch gerade eine Gruppe Jugendlicher auf dem Hügel. Es dauerte nicht lang da hörten wir deutsche Sätze und im Nu war Stanley total vertieft in ein Gespräch mit ihnen. Als wäre das aber nicht schon Zufall genug, kamen sie auch noch aus Dresden. Die Welt ist ein Dorf!






Nach ca. 10 Minuten wurde Ross aber wieder ungeduldig und wir sollten doch bitte alle wieder ins Auto einsteigen. So langsam wurde es wirklich komisch. Warum laden uns die beiden zu einer Ausfahrt ein und machen dann so einen Stress? Zurück in der Stadt wurde das Geheimnis dann gelüftet. Ross fuhr geradewegs zum Informationszentrum mit uns. Er klärte uns auf, dass man hier das wohl beste Eis der Stadt essen konnte und wir das unbedingt einmal probieren mussten. Leider waren wir tatsächlich eine knappe halbe Stunde zu spät gekommen, da sie bereits geschlossen hatten. Wie bei einem Kleinkind gingen bei Ross plötzlich die Mundwinkel nach unten. Wie schon erwähnt, er liebte es zu essen und hatte ich wahrscheinlich schon den ganzen Tag auf sein Eis gefreut! Abends gab es aber dafür Beverlys selbstgemachtes Curry, jetzt konnte Ross auch endlich wieder Strahlen. Sie machte 2 verschiedene Arten. Einmal Hühnchen Curry und das andere war mit Garnelen. Beide schmeckten sehr gut und wir nahmen uns vor, später noch nach dem Rezept zu fragen.